Okay, die Story war zwar von Anfang an als recht finster und makaber konzipiert, und dass ich mich an der Klischee-Schublade vergehen muss lässt sich wohl ohnehin nicht verhindern. Aber sollte ich im Eifer des Erzählens doch zu weit über die Stränge des guten Geschmacks schlagen... lasst es mich wissen x_x"
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Raluca Sorawo the Witch tonguecat Fullbuster ErzaTheLight Nox SelY Kousei77 Katsu | Raeken
[Spiel 117] Runde 1
Neben kleinerer Reibereien der Passagiere untereinander, die teils aus Langeweile, Übermut, Alkohol - oder einer Kombination daraus resultierten, teils aus deren sehr unterschiedlichen Ansprüchen was Kabinen, Verpflegung, Hygiene und Frachtraum betraf, war die Fahrt der Hayflower in den letzten Tagen relativ ruhig verlaufen.
Mittlerweile hatte das Schiff das offene Meer erreicht und segelte durch stete See, inmitten einer kühlen, sternenklaren Nacht. Nur der diensthabende Wachhase schritt wie immer um diese Zeit unruhig und nervös an Bord auf und ab, doch daran störte sich auf dem mondbeschienenen Deck längst niemand mehr.
Denn Dax, wie er nur genannt wurde, war tatsächlich ein recht gewissenhafter Hase und hatte Augen, die genauso gut waren wie seine Beziehungen, aber er hatte es trotzdem nie zu etwas gebracht. Entweder steckte er gerade in der Klemme, hatte in der Klemme gesteckt - oder rechnete damit, bald in der Klemme zu stecken. Schlafen musste Dax anscheinend nie - glücklich war er aber auch nur, wenn etwas schiefging.
Er hatte also gerade das Heck an der Backbordseite erreicht und war im Begriff, seinen Weg - diesmal steuerbordseitig - wieder zurück zu gehen als eine schattenhafte Bewegung in seinen Augenwinkeln seine Aufmerksamkeit erregte. Er ging ein paar Schritte längsseits des Schiffes um eine bessere Sicht auf den Großmast zu haben, wo er den Ursprung vermutete und erkannte die Silhouette einer Gestalt, die in etwa fünfundzwanzig Metern Höhe frei am äussersten Rand des mittleren Querbaumes stand! Aufrecht und gerade, völlig reglos, auf dem nur armdicken Schlussholz, welches genau wie alles andere auf dem Schiff dem leichten Wellengang folgte. Ein paar endlose Sekunden lang schien der schwarze Schatten Dax geradewegs anzustarren und Dax fühlte durch diesen Blick einen eisigen Schauer seinen Rücken hochsteigen. Doch sackten der Gestalt mit einem Mal die Knie weg; Sie taumelte, stürzte ohne einen Laut von sich zu geben kraftlos kopfüber vom Querbaum und schlug mit Kopf und Rücken in die Takelung des untersten Segels. Und die durch die Segelspannung zurückfedernden Taue schleuderten den Schatten von dort aus in einem flachen Bogen über die Backbordseite des Schiffes hinaus - alle Glieder durch die Rotation des Körpers von sich gestreckt wie bei einem Seestern - wo sie mit einem Platschen im Meer landete.
Unverzüglich meldete Dax den Vorfall und man veranlasste die Rettung. Doch der Körper des jungen Hasen den man kurz darauf aus dem Wasser fischte blieb reglos, so lies man ihn eilig unter Deck bringen, während Lamb den Schiffsarzt wecken lies. An Bord der Hayflower war dies Doktor Luigi LeMûr.
Dieser war viele Jahre Feldchirurg im Krieg gewesen, sogar ein überaus fähiger. Und er war nach wie vor ein guter Arzt - was das Handwerkliche betraf. Doch hatten all die Grauen, derer er Zeuge wurde seinen Herz zerbrochen; Tod und Leid hatten für ihn alle Bedeutung verloren - und waren zu einem Belang für ihn geworden, der irgendwo zwischen Witz und Gleichgültigkeit lag.
Einige Zeit später komplimentierte Kapitän Snake gerade mit den Worten "Ich versichere Ihnen, Miss Berendth! Es wird weiterhin bestens für Sie und Ihrer Fracht gesorgt! Und deshalb möchte ich auch unbedingt verhindern, dass sie das Frühstück verpassen, also Auf Wiedersehen!" eine Passagierin aus der Tür seines Quarties.
Unter so manchen anderen Nervensägen war diese Person ihm mittlerweile schon besonders lästig geworden. Da sie allerdings eine Erste-Klasse Kabine und einen nicht unerheblichen Teil des Frachtraums gebucht hatte lies dies auf finanziellen Wohlstand schliessen - und so auch auf Einfluss. Aus diesem Grund schien es Kapitän Snake unklug sie allzu leichtfertig zu brüskieren.
Er schloss also die Tür hinter ihr und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, während er sich selbst reumütig und mit einer guten Portion Selbstmitleides "Fracht fragt nicht, Fracht klagt nicht..." zumurmelte.
Als erneut ein Klopfen von der Türe her drang. Es bereitete ihm allmählich Mühe sich sein warmes Lächeln abzuringen ehe seine Pfote zum Knauf fasste - und er grunzte erleichtert als er die Anstrengung wieder aufgeben durfte, da nur Commander Grayfox vor der Tür stand.
"Darf man als Kapitän auf diesem verfluchten Kahn auch irgendwann mal seine Ruhe haben? Was wollen Sie?!" fuhr er sie an.
"Verzeihung Sir..." begann der Commander, in dem für sie üblichen, mechanischen Tonfall;
"Aber es geht um den Hasen, der heute Nacht aus dem Meer geborgen wurde."
"Jaja, musste ich mir schon von Lamb anhören; Was ist mit ihm?"
"Er ist tot, Sir. Aber - "
"Das ist ein Schiff, und keine verdammte Gehschule!" - unterbrach Kapitän Snake den Commander scharf - "Unfälle passieren! Soll ich deshalb in meinen Kaffee heulen? Den ich noch nichtmal getrunken habe?"
Der Commander überlegte einen Moment.
"Nein Sir. Aber es war kein Unfall, sondern Mord."
Der Kapitän wandte sein Haupt verwundert dem Commander zu.
"Was soll das bedeuten, Mord?"
" Nun Sir... Sie sollten vielleicht am Besten selbst mit dem Doktor sprechen."
Kapitän Snake quittierte den Satz mit einer weiteren mürrischen Bemerkung, heuchelte aber Pflichtbewusstsein indem er nach der Jacke seiner Uniform griff um dem Commander wortlos zu verstehen zu geben, dass er ihrer Empfehlung diesmal wohl folgen würde. Wenn tatsächlich auch nur aus geweckter Neugier.
Als die Beiden die Krankenstation erreichten und Snake energisch die Tür aufschlug sah er den fraglichen Matrosen schon der Länge nach ausgestreckt auf dem Operationstisch liegen, LeMúr inmitten einer Wasserpfütze stehend, interessiert über den Leichnahm gebeugt.
"Also?! Was gibt es, Doc?"
"Ahhh... gute Morge, Capitano!" erwiderte der Doktor heiter und erfreut, und betrachtete Snake in freundlicher Erwartung einer Erwiderung - die nicht kam.
"Ich fragte, warum ich mir wohl unbedingt einen offensichtlich ertrunkenen Hasen ansehen sollte!" knurrte Snake, und deutete auf den Hasen auf dem Tisch, von dessen feuchtem Fell immer noch Meerwasser von den Tischkanten auf den Boden tropfte.
"Oh!" begann der Doktor, und schmunzelte geheimnisvoll. "Hase tot, ja! Aber etrunken? Nein, nein!" begann er, während die eifrige Gestikulierung seiner Pfote das Gesagte unterstrich. "Viene, Capitano! Guarda qua!" fuhr er fort und bedeutete dem Kapitän hektisch, näher zu treten. Doch als sich dieser nicht rührte und der Doktor das Unverstehen im Gesicht seines Gegenübers erkannte korrigierte er sich. "Verzeihung Capitano. Kommen und sehen Sie; Sie schliesslich Hase mit Augen in Kopf!" Diesmal verstand Snake und trat einen Schritt näher, während der Doktor dem Kapitän plötzlich seine Pfote präsentierte.
Dann spreizte der Doktor Zeige- und Mittelzeh seiner rechten Pfote - worauf er sie mit der Bemerkung "Diese Hase hingegen keine Augen mehr in seine Kopf!" mühelos in den beiden Augenhöhlen der Leiche versenkte.
Der Kapitän zuckte erschrocken zusammen, versuchte sich aber rasch zu fassen, auch wenn ihm der Ekel ins Gesicht geschrieben stand, als LeMúr wie zum Beweis mit seinen Fingern durch die geschlossenen Lider hindurch in den leeren Augenhöhlen des Hasen wühlte.
"Ausserdem...sehen Sie!" fuhr der Doktor mit breitem Grinsen fort ehe er seine blutigen Finger herauszog und damit wenig zimperlich den Arm des Matrosen anhob, welcher wider Erwarten nicht wieder auf den Tisch zurück sackte.
"Hase fast schon steif wie Brett, trotz Wetter kühl und Fell nass. Wie also auf Mast geklettert, wenn Augen fehlen? Wie ertrunken? Wenn schon viele Stunden tot?"
Kurze Zeit später verliessen Snake und Grayfox, ein paar Schritte hinter ihm, die Krankenstation in der Gewissheit das es sich nicht um einen Unfall handeln konnte, sondern um Mord. Als Todesursache diagnostizierte der Doktor eine Verletzung der linken Augenhöhlenwand. Etwas Scharfes, wie ein Dolch oder eine Klaue, musste durch die Orbita hindurchgedrungen sein und hatte die grossen Blutgefässe des Gehirns verletzt. Der Hase war wohl in Sekunden tot. Wie das möglich war, und was Dax genau gesehen oder vielleicht damit zu tun hatte blieb hingegen schwer zu sagen; Ebenso, wer der Hase tatsächlich war. Er trug neben einem ganzen Bündel von immer gleichen Grundstücksverträgen auch ein halbes Dutzend unterschiedlich lautender Ausweispapiere bei sich, allerdings musste er mit den Passagieren an Bord gekommen sein, da er gemäss Leutnant Lamp Teil der Hilfsmannschaft war.
"Sir, was gedenken Sie wegen dieser Sache zu unternehmen?" begann der Commander, als sie und Snake zurück im Quartier des Kapitäns angekommen waren.
"Welcher Sache?" fragte Snake, denn dieser hatte sein Interesse mittlerweile bereits wieder verloren.
"Dem Mord, Sir."
"Was sollte ich unternehmen?" erwiderte der Kapitän kurz angebunden, während er nach seiner Mütze griff die er zuvor liegen gelassen hatte, und sich anstellte wieder aus der Tür zu verschwinden. "Ich geh frühstücken; Soll Jackal sich darum kümmern!"
"Sir!" entgegnete der Commander - ungewohnt fest, weswegen Snake innehielt und ihr einen herausgeforderten Blick zuwarf.
"Verzeihung Sir!" nahm sich Grayfox zurück. "Darf ich offen sprechen, Captain?"
Dieser machte keinen Hehl aus seiner mürrischen Miene; Allerdings, überlegte er, vielleicht war es zur Abwechslung ja mal ganz interessant zu hören, was dieser Eisblock auf zwei Beinen wirklich dachte...
"Wenn es Sie davon abhält mir weiter auf die Nerven zu gehen;" seufzte Snake, wandte dann aber seine Aufmerksamkeit dem Commander zu.
"Sie haben dreissig Sekunden! Legen Sie los."
"Danke Sir." begann Grayfox. "Natürlich würde der Colonel sich sehr gerne dieser Aufgabe zuwenden, doch ich gebe zu Bedenken; Dieser Umstand könnte möglicherweise ungünstige Bedingungen an Bord schaffen."
"Inwiefern?"
"Ich befürchte, Sir, seine archaischen Ermittlungsmethoden könnten sowohl für Ausfälle unter der Mannschaft als auch für Unmut unter den Passagieren sorgen."
Snake überlegte. An dem Punkt war schon was dran; Matrosen, denen nach der Befragung Körperteile fehlten oder die windelweich geprügelt auf der Krankenstation lägen konnten nicht mehr segeln. Und wenn er es erlaubte, das Jackal unter den Passagieren eine Hexenjagd veranstaltete würde es nicht lange dauern bis auch ihm als Kapitän der Zorn darüber entgegenschlug...
"Was schlagen Sie also vor?"
"Gestatten Sie es mir persönlich, Dax und den Rest der Stammcrew zu befragen, Sir. Was Passagiere und Hilfscrew betrifft; Da der Tote zu ihren Reihen gehörte, und seine Todesumstände sich ohnehin zwangsläufig rasch an Bord verbreiten werden, sollten sich meiner Einschätzung nach die Passagiere selbst um die Ermittlungen in ihren Reihen kümmern. Während Jackal ganz nach seiner Joie de Vivre damit zufrieden gestellt werden könnte, mit dem Strafvollzug beauftragt zu werden, Sir."
Snake dachte nach. Denn der Vorschlag hatte tatsächlich was. Die Passagiere wären beschäftigt, und hätten besseres zu tun als ihm weiter auf die Nerven zu gehen; Jackal und seine Leute könnten ihre Mordlust befriedigen und hätten dabei sogar den Segen der Passagiere; Und neben dem Matrosen würde - wenn der Mörder hingerichtet wird - ein weiterer nutzloser Mund keinen wertvollen Proviant mehr verschlingen...
Er fand in der Tat gefallen an der Idee, so verschränkte der Kapitän die Pfoten vor der Brust und setzte sich lässig auf die Tischplatte seines Schreibtisches, gegenüber des Commanders, der nach wie vor an der Tür stand.
"Eliza Grayfox... Ich muss gestehen;" begann er mit einem schiefen Lächeln. "Ich glaube ich habe Sie unterschätzt. Sie sind gar nicht mal so dumm wie sie aussehen - trotz ihrer Handicaps..." fügte er vielsagend hinzu, und lies bei diesen Worten seinen Blick unverhohlen von der Schulter des Commanders auch zu dessen Brustkorb gleiten.
"Also meinetwegen! Machen Sie es so."
Der Commander stand einige Sekunden stumm da, ohne jede Regung in ihrer Miene, den Blick auf Snake fixiert.
"Das wäre dann aaallles, Commander!"
Grayfox nickte, bedankte sich wie immer knapp, trat ruhig aus der Tür - und schloss sie, mit wutbebender Pfote, vorsichtig hinter sich...
So erhielt Zimmermannshase Jacob in den späten Vormittagsstunden also von Jackal die Anordnung, einen Galgen an Bord zu errichten. Und Jacob gehorchte - nach Rücksprache mit Commander Grayfox. Die Aufgabe stellte kein Problem für ihn dar, er war ein erfahrener Zimmermann, und hatte in seinem Leben auch schon dutzende Galgen gezimmert. Nur Patricia war ungewöhnlich schweigsam, an jenem Tag. Es fühlte sich sonderbar für sie an, mit den eigenen Pfoten etwas zu konstruieren, dass nur einem einzigen Zweck dienen sollte: Leben zu nehmen.
Und auch wenn sie es nie zugegeben hätte, hätte man Patricia danach gefragt; Sie überlegte - während sie mit dem Hammer Nägel in eine Spreize des zukunftigen Galgens trieb - ob sie vor ein paar Tagen die merkwürdige Bemerkung Jacobs vielleicht zu leichtfertig in den Wind geschlagen hatte...
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Sorry, dass ich bisher nur Katsu ein wenig in der Geschichte untergekriegt hab, aber ihr seht ja selbst...
Aber da die Bühne nun endlich allmählich im Groben steht hoffe ich, dass sich auch bald noch einige Anspielungen mehr unterbringen lassen :3
Und da es nun - wenn ihr mit dem Wirsch durch seid - mittlerweile ohnehin etwa 23 Uhr sein dürfte:
[Raluca] [Ikuto] [tongue] [Fully] [Erza] [Nox] [SelY] [Kousei] [Katsu]
[Stanley Murdog a.k.a Gustav Schwan a.k.a Wyatt Earthworm a.k.a Pjetr Raccoonovic a.k.a Jerry D. Ratte]
48 Stunden & so.
PN´s kööönnt ihr natürlich wie immer an Raluca schicken - zweckdienlicher aber ist es, ihr schickt euren Vote mir.
Uh - und beinah hätte ich es vergessen. Der Hinweis!
Einer, zwei oder vielleicht auch drei von euch wissen mehr als sie euch glauben lassen möchten.
Und... ja, es ist tatsächlich um Längen amüsanter so einen Hinweis hinzuschreiben, als ihn lesen zu müssen...