Da das Thema in einem anderen Thread aufgekommen ist und dort OT ist, hier mal ein Thread dafür:
Das zeigt, dass du dich mit dem Thema so gar nicht auskennst. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wieviele genetische Abweichungen es gibt. Sogar im preußischen Reich war schon bekannt, dass es Zwitter gibt. Und nur, weil etwas äußerlich wie x aussieht, können die inneren Organe, Chromosome, Gene ganz anders sein. Und wenn es jemanden gruselt, als Mann oder Frau bezeichnet zu werden, dann ist das auch ohne "physischen" Beweis zu akzeptieren. Wie ginge es denn dir damit, wenn du z.B. eine hohe Stimme hättest und ständig als Frau Soundso angesprochen werden würdest?
Ich selbst wäre übrigens dafür, einfach alle Label aufzuheben. Gerade in der LGBT-Szene hat die Labelei für meinen Geschmack viel zu überhand genommen.Mein Beispiel ist akkurat. Auch wenn ich kein Fachmann oder Fachfrau bin, kann ich mich informieren, und dies habe ich sehr intensiv getan als du Intersexualität angesprochen hattest. Selbst in den aktuellen gültigen medizinischen Lehrbüchern 2020 wird explizit darauf hingewiesen das Intersexualität sich fast ausschließlich auf die sofortig ersichtlichen äußeren Geschlechtsteile sowie Chromosomenstränge fokussiert. Es gibt da sogar gute Fallbeispiele aus dem Ethikrat wo die Ärzte Fehlentscheidungen zugaben z.B. einen jungen Mann mit unausgebildetem Penis, aber Hoden und einen Männlichen Chromosomenstrang hatte ..das man den JUNGEN Kastrierte, weil die Ärzte meinten das er doch mehr feminin aussehen würde. (durch die Fehlbildung des Penis) Zudem wurde dies nichtmal mit den Eltern besprochen.. sie erzogen ihn also als Frau, dies führte zu unendlich vielen Problemen. Intersexualität ist nicht etwas was du selbst entscheidest, es bedeutet das durch genetische oder ärztliche (oder Unfälle) dein äußeres dem gegenüber etwas vermittelt was nicht stimmt. Schönes Beispiel war dein "Leute sprechen dich ständig an mit Frau" obwohl ich faktisch ein Mann bin, heißt das ich nicht Trans bin oder Ze wäre. Wobei die Stimme kein Bestand hat in "Intersexualität". Wenn ein Junge nun dem Penis abgerissen wird und er wird als Frau erzogen, das ist/wäre Intersexualität, und man könnte da nichts tun. Erwachsenen Intersexualittät basiert immer darauf das äußerliche sexuelle Organe missachtet oder abgenommen wurden, dieses Umerziehen ist oft ein Bestandteil von Intersexualität. Sind alles nur Beispiele.
Du hast da das Pferd irgendwie etwas von hinten aufgezäumt. Lass mal sämtliche OPs an Babys - die definitiv nicht mit den Menschenrechten vereinbar sind - außen vor. Welcher Faktor definiert denn, welchem Geschlecht du zuzuordnen bist: Die äußeren Geschlechtsmerkmale? Die Inneren? Die Hormone? Der Chromosomsatz? Ich nehme hier mal das Beispiel der Androgenresistenz (Wikipedia-Link) - das kenne ich tatsächlich nur durch eine Figur aus der Serie Faking It: Die Person hat einen xy-Chromosomsatz (Mann), aber wirkt nach außen völlig weiblich. Nur die Gebärmutter fehlt. Was ist denn die Person jetzt? Die in der Serie hat sich als Frau empfunden und so gelebt. Hier mal ein Bericht von einer realen Person, die das betrifft und die halt irgendwo dazwischen ist: https://www.zeit.de/gesellscha…taet-geschlecht-mann-frau (ganz klein unten geht es auf Seite 2)
Der Bericht erwähnt auch, dass es etwa 60 Formen der Intersexualität gibt. Es gibt auch die Fälle, die mit beiden Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kommen. Ist es akzeptabel, von ihnen zu verlangen, sich einem der beiden Geschlechter zuzuordnen und dafür an sich rumschnippeln zu lassen, nur weil die Gesellschaft auf einem binären System beharrt? Ich habe mal den Film XXY ausgeliehen bekommen, wo es um eine solche Person geht. Ich fand ihn ziemlich verstörend. Nicht, weil die Person beides war, sondern wie sich das Umfeld verhalten hat, war verstörend. Da wurde Druck auf ein/en 15jährige/n Jugendliche/n ausgeübt, damit er/sie gefälligst seine/ihre Hormone nimmt und sich nun endlich unter's Messer legt. Dabei fand die Person sich genau richig so, wie sie ist.
Das Beispiel mit der hohen Stimme habe ich nur gebracht, weil es eben sein kann, dass du aufgrund nur eines Merkmals einem bestimmten Geschlecht zugeordnet wirst. Stempel drauf und die Gesellschaft ist zufrieden.
In der Zwischenzeit kann bei uns der Geschlechtseintrag auf divers gesetzt oder ganz gelöscht werden. Aber nur mit ärztlichem Attest oder Gutachten. Es gibt aber auch Leute, die sich als weder noch empfinden und wo es (noch) keinen genetischen "Beweis" gibt. Warum steht der physische "Beweis" über dem Empfinden der Person? Der OGH hatte damals übrigens vorgeschlagen den Geschlechtseintrag einfach generell aus dem Personenstandsregister zu entfernen. Das halte ich für den fortschrittlichsten Vorschlag. Auch in der Gleichberechtigungsdebatte. Wenn jetzt z.B. die Hautfarbe erfasst werden würde (wurde z.B. früher bei der Volkszählung in den USA gemacht), dann würde alle Welt Rassismus schreien. Ergo müsste man mal nachdenken, ob die Erfassung des Geschlechts nicht sexistisch ist. Denn irgendeine Funktion erfüllt diese Information nicht. Ich betreibe Ahnenforschung und trage nie ein Geschlecht ein - es macht die Daten dadurch nicht in geringster Weise unübersichtlicher.
Und ein Ausflug zu den Naturvölkern: Bei den Indianern gab es etwas, das heute unter dem Begriff Two-Spirit zusammen gefasst wird und die hatten keine Möglichkeit zu irgendwelchen genetischen "Beweisen". Wikipedia-deutsch, Wikipedia-engl.
Was die ganzen Label betrifft: Ich finde es einfach nicht hilfreich, dass in der LGBT-Szene in der Zwischenzeit für jede Abweichung ein neues Label erfunden wird. Die Leute in Boxen zu stecken, trennt doch mehr, als dass es verbindet. Ganz überspitzt könnte man auch sagen, wenn man so weiter macht, hat jeder bald sein eigenes, persönliches Label. Dann kann man doch eigentlich auch gleich lassen und jeden einzelnen als das Individuum wahrnehmen, das sich zwar aus einer Vielzahl von Eigenschaften zusammen setzt, aber unter dem Strich ein Gesamtpaket ist.