Psychische Erkrankungen und wie Ihr damit umgeht

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  • Wie geht Ihr mit psychischen Erkrankungen bei euch um?

    Habt Ihr es schon geschafft eure Erkrankung in den Griff zu bekommen?


    Je nach dem was man hat, ist das eher eine Sache des Managements als der Heilung.

    Ich bin seit 5 Jahren in tiefenpsychologischer Therapie, d.h. die läuft auch langsam aus, und sie hat an einigen Dingen schon was gemacht, ich hatte zB immer recht viel mit Paranoia und Sozialängsten zu tun, das ist deutlich reduziert. An meinem generellen emotionalen Zustand hat sich allerdings nicht viel getan. Ich hab aber halt auch ne eher schwer zu therapierende Erkrankungskombination.

    Habe jetzt vor kurzem angefangen mit Meditation, auch weil ich sowieso immer schon dem Buddhismus recht zugeneigt war, vll. bringt das mittelfristig was.


    Wie geht Ihr mit psychischen Erkrankungen bei anderen Leuten (Freunde/Familie) um?


    Kommt total drauf an - mit was hab ichs zu tun? Was für Auswirkungen hat das für die Leute und deren Umfeld inkl mich etc.

    Da ich extrem viel gelesen hab im Bereich Psychologie bin ich für manche Leute so eine Art Nachschlagewerk oder wandelndes Diagnostic Manual.

    Bei anderen muss man eher zuhören und n bissl supporten, sie vll. hier und da mal anstupsen, damit sich die Leute Hilfe holen.

    Wieder andere Leute, wie meine Mutter zB, hab ich aus meinem Leben geworfen.



  • Für mich war letztendlich Meditation die Lösung gewesen.

    Leider hat das ja mit den Therapeuten nicht so gut geklappt, da die lieber nach Schema A gearbeitet haben, anstatt sich mal mehr auf die Person einzulassen.

    Dadurch, dass ich das ja schon in einigen Kliniken hatte, habe ich das meditieren einfach noch intensiviert.

    Heutzutage ist es nicht mehr wegzudenken, gerade wenn mich auch mal wieder eine etwas größere negative Welle erwischt, kann ich mir damit sehr gut helfen.

    In den meisten Fällen bleiben die Probleme nämlich bestehen, man kann sie lediglich lindern und mit diversen Methoden versuchen, der Lage Herr zu werden, falls es mal wieder schlimmer wird.

    (In den ganzen Jahren in denen ich schon in Kliniken war und mit den psychisch kranken Leuten, mit denen ich zu tun hatte, habe ich bis heute nicht gehört, dass jemals jemand geheilt wurde)


    Aber gut Meditation ist nicht für jeden was, darauf muss man sich überhaupt erst mal einlassen können.

  • Vielleicht erläuterst du das einmal genauer.

    Wie funktioniert das wo fängt man da an wie lernt man sowas ? Würde glaube ich nicht nur mich interessieren


    Life is like a pencil that will surely run out, but left the beautiful writing in the life.

  • Ich denke es gibt Menschen die ihre Depressionen sehr gut kompensieren können und keine Therapie in Form von Therapeuten brauchen. Ich war damals kurz beim Psychologen und ich habe ihm offen und ehrlich meine Probleme kommuniziert und dabei dann auch kurz gelacht, weil ich mich komisch ausgedrückt habe. Danach kam irgendwie so ein Satz nach dem Motto "Ja, Sie erzählen mir sowas und lachen dabei,..."... Das klang in diesem Moment irgendwie etwas vorwurfsvoll und letztendlich dachte ich mir nur "Muss ich weinen und mich ritzen, um hier sitzen zu dürfen oder was?"... Vielleicht war es auch anders von ihm gemeint, weil letztendlich habe ich diese Gespräche viel zu spät geführt, weil ich mit meinen Problemen eigentlich schon längst selbst durch bin. Ich habe immer viel Zeit mit mir alleine verbracht und mir Gedanken darüber gemacht. Ich habe alles selbst irgendwie kompensiert und würde heute auch behaupten relativ stabil in meinem Leben zu stehen. Ich meditiere auch sehr gerne, meistens tue ich dies wenn ich spazieren gehe oder sonst in der Natur unterwegs bin. Dann geht es mir einfach gut und ich kann über mich und meine Probleme nachdenken und eventuell Lösungen suchen.


    Ich denke es kommt einfach auf den Menschen an. Es gibt Menschen, die brauchen professionelle Hilfe, weil sie keine Ahnung haben welche Methoden es vielleicht gibt, wenn man depressive Phasen hat. Ist auch alles ok, letztendlich muss jeder selbst entscheiden, was ihm am besten hilft.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich negative Emotionen und alles sehr runter zieht. Meine Freundin hatte mal einige Wochen Therapie in einer Klinik und sie sagte, dass die Leute um sie herum sie einfach noch mehr runter gezogen haben. Jeder hatte seine Krankheiten, seine Schmerzen und hier und da und es gab keine anderen Themen wie nur das. Und man wird ständig gefragt ob alles in Ordnung ist, ob man keine Grenzen überschreitet und was auch immer. Mir würde das auch so auf den Keks gehen und runter ziehen, deswegen halte ich davon auch überhaupt nichts. Einzelkontakte mit Therapeuten sind wie oben erwähnt auch keine Option für mich, dafür kann ich mir halt einfach zu gut selbst helfen.


    ty Ryomou

    ⸺ ITS NOT A QUESTION OF CAN OR CANT

    IF YOU WANT TO DO IT, JUST DO IT ⸺

  • Wie funktioniert das wo fängt man da an wie lernt man sowas ?

    Wichtig ist erst mal, dass man grundlegend dafür offen ist, wenn man generell die Einstellung hat, "was istn das fürn Schwachsinn" wird das nicht unbedingt die richtige Option sein.

    Falls dem aber so sein sollte, empfiehlt es sich erst mal mit einer "geführten Meditation" anzufangen, die gibt es auch haufenweise auf Youtube, ich kann hier den Kanal "Ohrinsel" empfehlen, den habe ich ganz zu Anfang immer genutzt.

    Dazu empfehle ich ebenfalls Atemübungen die ergänzend dazu geführt werden, hierbei kann man eigentlich viele Kanäle empfehlen, ich habe hier den Kanal "einfach besser leben" (mir sagt hier die Stimme einfach sehr zu und auch das finde ich gerade am Anfang sehr wichtig, dass die Stimme einem auch zusagt und einen auch zur Ruhe bringen kann).

    Das ist u.a. auch eine geführt Meditation wo es ums atmen geht, beides kann man später aber miteinander verbinden, denn man glaubt es kaum was die richtige Atmung alles bewirken kann, gerade wenn man langsam und auch tief einatmet (das hat bei mir ganz besonders Spannungen gelöst und auch Ängste/Unruhe kann ich damit in den Griff bekommen).

    Außerdem kann es (so war es bei mir) auch bei anderen körperlichen Beschwerden helfen.

    Wenn man sich das irgendwann dann verinnerlicht hat, muss man nicht mal mehr eine geführte Meditation machen, sondern kann sich selbst natürlich mit der inneren Stimme genau das vorsagen, hierbei kann ich bspw. diesen Kanal empfehlen Music for Body and Spirit - Meditation Music.

    Wie du dich dabei setzt oder legst ist dabei egal, wichtig ist, dass du da schon mal entspannt liegst oder sitzt, wichtig ist hier die Achtsamkeit zu trainieren und zu erkennen, dass es du im hier und jetzt bist, dich nicht immer in die Vergangenheit verirrst, aber genau so wenig an das denkst was noch sein KÖNNTE, auch das es so wie es jetzt gerade ist, gut ist. (Was natürlich nicht heißen soll, dass du dich mit deinen Problemen abfinden sollst.)

    Ergänzend dazu kann man auch noch Yoga machen, das scheint vielen der Leute mit denen ich in den Kliniken zu tun hatte, auch sehr geholfen zu haben, für mich ist es nicht so ganz was.

  • Damit der Beitrag klar wird es bezieht sich auf ravyns Kommentar


    Ich muss noch einmal was sagen.

    Das klingt nämlich so als ob es nur Depressionen gibt und nur phasenweise. Eine Depression ist etwas was einen lange Zeit begleitet. Auf den Überweisungen steht das zwar immer so drauf aber damit ist die Härte der Depression gemeint kein Zeitfenster. Das möchte ich nur klarstellen gerade.


    Die Kernaussage verstehe ich welche Methode am besten zu einem passt muss man für sich herausfinden. Nicht jeder Mensch tut einem gut und das gilt auch für die Ärzte und Therapeuten.

    Für das Umfeld. Und ja nicht jeder braucht das alles sondern schafft es von alleine. Man muss einfach Methoden kennen und sich behelfen.

    Deswegen hab ich eben nach der Meditation gefragt. Wäre eigentlich toll wenn man hier verschiedene Möglichkeiten sammeln könnte.

    Jeder hat seine Methoden


    Life is like a pencil that will surely run out, but left the beautiful writing in the life.

  • Ich hatte schon immer das Gefühl das was nicht so ganz richtig mit mir ist, ich war allerdings nur bei einem Kinderpsychologen und das war weil ich es nicht verkraftet hatte ohne Vater aufzuwachsen (er ist nicht gestorben, er hat mich und meine Mutter einfach sitzen gelassen und kam auch irgendwann nicht mehr zu meinen Geburtstagen).

    Dazu kam noch Mobbing in der Schule, ich wurde fast täglich von meinen Klassenkameraden ausgegrenzt und fertig gemacht. Als ich 12 war dachte ich darüber nach das es besser wäre zu sterben, schließlich wollte mich anscheinend niemand haben. Aber ich hatte als Kind schon immer große Angst vor dem Tod, darum hatte ich nie den Mumm mich umzubringen, also lebte ich einfach weiter. Ich habe meiner Mutter nie etwas gesagt, sie musste viel arbeiten und hat auch oft Heimarbeit gemacht um uns über die Runden zu bringen, als Kind verstand ich es nicht und dachte sie hätte einfach keine Lust auf mich. Ich hatte nur meine beiden Cousin's, meine Oma, meinen Onkel und 2 Freunde die in der Nähe wohnten aber nicht auf meine Schule gingen.


    Als ich älter wurde war ich viel im Internet unterwegs, wir waren damals an unserer Realschule die erste Notebookklasse. Ich hatte mich immer ins Wlan von einem Nachbarn reingeschlichen der sein Wlan nicht passwortgeschützt hatte, doch niemand wusste was davon. Ich verbrachte den ganzen Tag bei meiner Oma (wegen dem Wlan) und hing am Notebook rum. Ich fand ein Pokémon Forum und fand dort zum ersten Mal Anschluss und "Freunde"


    Als ich 15 war lehnte ich mich das erste mal gegen meine Klassenkameraden auf. Seitdem behandelten sie mich als würde ich schon immer zu ihrer Gang gehören. Ich habe alles abgelehnt was ich mochte damit ich einfach dazugehören konnte, bis ich irgendwann nicht mehr wusste wer ich eigentlich bin. Ich lebte einfach weiter und beachtete meine inneren Gefühle nicht. Als ich meine Exfreundin kennen lernte und ihre furchtbare Mutter, weckte es in mir zum ersten Mal seit langem ein Gefühl des absoluten Hasses gegenüber einen anderen Menschen. Ich war immer jemand der nie an sich selbst dachte und immer anderen helfen wollte, doch bei dieser Person litt ich und meine Exfreundin sehr darunter. Dann wurde mein Sohn geboren. Ich hatte große Angst, meine größte Angst war immer zu werden wie mein Vater, mich nicht zu kümmern und zu verschwinden. Ich wollte nie das mein Sohn ohne Vater aufwächst, aber ich habe mir nie zugetraut ein guter Vater zu sein. Meine Ex und ich zogen zusammen, es war nicht leicht aber es war keine schlechte Zeit. Ich hatte mir immer als Ziel gesetzt das ich 3 Dinge brauche um glücklich zu werden. Eine eigene Wohnung, eigenes Geld verdienen und eine eigene Familie. Dann hatte ich alles, und war nie glücklich. Es war keine schlechte Zeit, ich mochte meine Ex wirklich sehr. Aber ich war nie wirklich glücklich doch ich wusste nie wieso. Ich schob es auf die Mutter meiner Ex, die uns das Leben (naja vorallem ihr) ziemlich schwer machte.


    Als dann Schluss war fiel ich wieder in ein Loch. Zum ersten Mal in meinem Leben begann ich mich mit mir selbst auseinander zu setzen. Ich habe meditiert, habe mit meinem Innersten gesprochen und habe endlich verstanden was los war. Ich hatte absolut kein Selbstwertgefühl. Mein Leben war für mich ohne Bedeutung. Ich habe nie verstanden warum ich überhaupt Leben sollte, ich wollte immer sterben, hatte aber Angst mich umzubringen. Und dann habe ich mich gehasst weil ich mich selbst als Schwach angesehen habe. Ich habe mich gehasst das ich sterben möchte aber es nicht fertig bringe. Ich fing an meinen Selbsthass auf meine Umwelt zu projezieren, und am Ende hasste ich einfach alles. Ich dachte ich müsste mich ändern, nicht mehr für andere da sein, ich müsste kalt und distanziert werden damit mir keiner wehtun kann und ich keinem wehtun kann. Und weil ich es nicht verdient habe das andere sich um mich Sorgen. Ich hasste mich immer mehr, da ich von mir nicht kannte das ich so boshaft bin und nicht damit umgehen konnte. Denn ich hatte mich nie damit auseinander gesetzt, habe nie meine Negativen Gefühle rausgelassen. Ich wusste nicht mehr weiter. Ich schaue viel Animes, es gab einige die mich extrem beeinflusst haben (Vinland Saga z.B. da ich mich sehr mit Thorfinn identifiziert habe.)


    Nun habe ich endlich verstanden was ich tun muss. Liebe dich selbst. Akzeptiere dich. Veränderung ist okay, aber nur weil du es nicht gleich schaffst hasse dich nicht. Ich bin vielleicht etwas kaputt, aber das ist okay. Ich arbeite langsam daran mich zu ändern. Es wird dauern, aber ich werde geduldig sein. Ich werde meinen Platz in dieser Welt finden. Selbst wenn ich nicht weiß ob es wirklich okay ist für mich zu Leben, werde ich leben. Mein Ziel ist es eines Tages in den Spiegel zu schauen und mir selbst sagen zu können das es gut ist das ich am Leben bin. Ich möchte mich nicht mehr abkapseln von der Welt, ich möchte ein Teil von ihr sein. Auch wenn es viele schlimme Dinge gibt, auch wenn ich keinen Sinn in dem Leben auf der Erde sehe, werde ich Leben und eines Tages etwas für mich finden.


    Das ist meine Geschichte. Ich habe viele Leute abgewiesen die es nicht verdient haben und die mir wichtig waren. Ich habe viele Fehler gemacht. Aber ich werde nicht mehr zurück schauen. Ich werde die Vergangenheit mit mir tragen und mit meinen Fehlern eine Zukunft finden.

    Vielleicht hätte ich einen Psychiater aufsuchen sollen oder können, doch das möchte ich nicht. Ich bin jemand der es aus eigener Kraft schaffen möchte. Wenn ich wieder falle, raffe ich mich wieder auf. Manchmal dauert es etwas, aber das ist okay. Ich werde mir keine Vorwürfe mehr machen. Einfach weiter an mir arbeiten und akzeptieren wie ich jetzt bin. Aber natürlich heißt das nicht das man sich keine professionelle Hilfe suchen sollte, dass ist einfach nur meine eigene Dickköpfigkeit.

    20003-fated-one-of-miracles-rezael

    To save those who need to be saved, the Angel descends.

  • Mir ist dazu noch was eingefallen, auch weil ich es im vorhandenen Thread schon erwähnt habe, wenn u.a. äußere Einflüsse wie Umfeld, Medien, Social Media usw. den momentan ohnehin schlechten psychischen Zustand triggern, empfiehlt es sich diesen auf bestimmte Zeit (oder permanent) aus dem Weg zu gehen, insofern das natürlich auf Anhieb möglich ist.

    Die Erfahrung durfte ich auch in meinem Umfeld machen, dass es Leuten schlecht ging, da Sie gerade mit den falschen Leuten abgehangen haben und vor allem sich auch noch jeden negativen Scheiß in den Medien reingezogen haben.

    Letzteres ist halt auch ein Punkt, den ich bis auf das Forum hier, diverse Youtubekanäle und WhatsApp hinter mir gelassen habe, bzw. nie damit angefangen habe, es ist erschreckend, wie viele Leute Ihren gesundheitlichen Zustand verschlechtern, weil Sie sich trotzdem mit der Ursache weiter auseinander setzen. (Es gibt natürlich Dinge, die kann man nicht so einfach mir nichts dir nichts zur Seite schieben, aber gerade bei so Dingen wie Social Media und Medien, ist das sehr gut möglich, insofern man da nicht auch noch in eine Sucht verfallen ist)

  • Das klingt nämlich so als ob es nur Depressionen gibt und nur phasenweise. Eine Depression ist etwas was einen lange Zeit begleitet. Auf den Überweisungen steht das zwar immer so drauf aber damit ist die Härte der Depression gemeint kein Zeitfenster. Das möchte ich nur klarstellen gerade.

    Natürlich gibt es noch viele andere Erkrankungen, aber ich kann eben auch nur von mir sprechen. Bei mir kommt die Depression in Phasen, manchmal gehts mir besser, mal schlechter. Heißt natürlich nicht so, dass es bei anderen Menschen genau so sein muss. Mein Beitrag soll auch letztendlich nur meine persönliche Sichtweise zeigen und nicht verallgemeinern.


    ty Ryomou

    ⸺ ITS NOT A QUESTION OF CAN OR CANT

    IF YOU WANT TO DO IT, JUST DO IT ⸺

  • Ich war wegen meiner seelischen Leiden nie beim Psychologen. Ich hatte es damals (2017/2018), als es am schlimmsten war, richtig zugelassen und mich quasi davon verschlingen lassen. Ohne es genau erklären zu können, ging es mir Ende 2018 aber wieder besser. Nachwirkungen, in Form von Grübeln oder Suizidgedanken, begleiten mich aber noch bis zum heutigen Tage.


    Ich glaube nicht, dass ich mir trotzdem eigenständig Hilfe suchen würde. Höchstens habe ich gegenüber meinen Mitmenschen kleine Andeutungen gemacht. Auch, als sich meine Lebensweise verändert hatte, wurde das zwar bemerkt, aber nicht hinterfragt. Dennoch mache ich niemandem Vorwürfe. Solche "stummen Hilfeschreie" sind schließlich schwer zu erkennen. Vor allem für Leute, die damit nie Probleme hatten.


    Ich lebe also mit meiner psychischen Erkrankung, anstatt aktiv etwas dagegen zu tun. Und aktuell funktioniert es auch einigermaßen.

  • Deswegen hab ich eben nach der Meditation gefragt. Wäre eigentlich toll wenn man hier verschiedene Möglichkeiten sammeln könnte.

    Jeder hat seine Methoden

    Hatte gestern mal überlegt, ob man das überhaupt so zusammenfassen kann, da es so viele verschiedene Techniken gibt und auch so viele verschiedene Problembereiche - dazu kommt, dass natürlich auch nich alles für jeden funktioniert.

    Nichtsdestotrotz sind mir paar Sachen eingefallen, die man hier vielleicht angeben kann; ist wahrsch. sehr random, aber vll. ists für jmd nützlich.


    Generelle Entspannung

    Progressive Muskelentspannung

    Weiss zB, dass diese bei Migräneprophylaxe eingesetzt wird oder in der Verhaltenstherapie bei zB Ängsten. Ajahn Brahm verwendet eine Abwandlung davon als Vorbereitung für "richtige" Meditation.


    Autogenes Training

    Wird ebenfalls als Entspannungsmethode verwendet, gibt zwei Metastudien dazu, wie auch PMR Bereiche Spannungskopfschmerz, Migräne, allerdings auch kardiale Symptome, Reizdarm, Fibriomyalgie etc.

    Im Unterschied zu PMR ist das autogene Trainign aus einer Meditationsmethode entstanden, die der Chakrenmeditation ähnlich ist; dies wird heutzutage allerdings nicht mehr gelehrt. Stattdessen gibt es drei Stufen, wobei hauptsächlich Stufe I und II gelehrt werden. Die dritte ist eher bestimmten imaginativen Konzentrationsübungen angelehnt.


    Depersonalisation

    Das ist jetzt eher ein persönliches Ding, wurde mir ursprünglich von einem Verhaltenstherapeuten empfohlen.

    Einen Namen hats glaub ich nicht, er nannte das einfach erden.

    heisst im Endeffekt, sich des Körpers oder des Kontakts des Körpers mit der Aussenwelt (d.h. normalerweise der Füße auf dem Boden) bewusst zu werden, um einer Panikendlosschleife im Bezug auf die Depersonalisation entgegenzuwirken.

    Funktioniert im Anbetracht der Einfachheit der Technik relativ gut, wird aber eher auf den Angstteil.


    Emotionale Blockaden

    Hier muss man erstmal zwei Disclaimer vorwegstellen.

    a) Emotionale Blockaden, so nervig sie sein mögen, haben normalerweise einen [protektiven] Sinn. D.h. mit der Brechstange zu versuchen, Emotionen irgendwie zu "befreien" ist erstmal - entgegen vieler Youtube Videos - garnicht möglich und auch nicht zielführend.

    b) Die Methoden selber sind je nach Trainingsintensität in der Lage, einen zu destabilisieren, können Visionszustände, Psychosen u.ä. auslösen. Meditatiosnretreats werden daher normalerweise schrittweise angeboten, d.h. ein Praktikant wird erst zu einem längeren Retreat zugelassen, wenn er vorher "erfolgreich" einen kürzeren Retreat abgeschlossen hat.


    Sonst gibts hier zwei Basisvarianten, die man in verschiedenen Formen praktizieren kann:


    Vipassana

    Ist die klassische buddhistische "Einsichtsmeditation",und zielt vor allem auf eine Achtsamkeit der geistigen und körperlichen Vorgänge. Im Buddhistischen Kontext mit dem Ziel, ihre Nicht-Selbst Realität wahrzunehmen, im psychologischen irgendwo zwischen dem Gewinn der Fähigkeit sich selber eher zu spüren, einerseits und der Fähigkeit kritikloser Wahrnehmung andererseits.


    Shamatha

    Ist quasi das Komplementär zu Vipassana und ist die Meditation geistiger Ruhe. Dies ist im Endeffekt eine Konzentrationspraxis, bei der ein Meditationsobjekt ausgewählt wird (üblicherweise der Atem, hier gibt es aber eine ganze Reihe möglicher Objekte,, es gibt zB die klassische Liste der 40 Meditationsobjekte im Theravada), und dann einfach betrachtet wird. Der "Trick" ist hier, zu lernen, das Objekt für einen langen Zeitraum ununterbrochen zu betrachten.

    Dies wird ebenfalsl unterschiedlich verwendet, im Buddhismus zur Schärfung der Konzentrationsfähigkeit und als Stärkung der geistigen Muskulatur für die Einsichtsmeditation, in der Psychologie wird dies eher abgewandelt benutzt, "um kurz runterzukommen". Hier ist das quasi eine form der Erdungsübung.


    Das Ganze hat mit emotionalen Blockaden nun zu tun, dass quasi alle Praktizierenden buddhistischer Meditation früher oder später erleben, dass Dinge aus ihrem unterbewussten anfangen quasi nach oben zu bubblen. Oftmals schreckliches, trauriges, schmerzhaftes Zeug, welches dann mit derselben gleichmässigen Ruhe, die Vipassana/Shamatha auszeichnet wahrgenommen werden - bei intensiverer Praxis kann dies auch in Form von Visionen geschehen, zu erwähnen wäre hier zB aus dem japanischen Zen das Konzept das makyo, der "dämonischen Welten".


    Ich hatte sowohl Autogenes Training als auch PMR eingesetzt, fand diese allerdings auf Dauer irgendwie langweilig.

    Ich experimentiere aktuell mit den klassischen buddhistischen Meditationsformen herum, mal schauen was passiert :exorcist:

  • @Vorredner

    Vipassana Meditation ist ganz gut, ich habe zweimal bei einem 10-tägigen Retreat dazu teilgenommen, die übrigens komplett kostenfrei sind, inklusive Essen und der Möglichkeit dort vor Ort zu schlafen.


    Wie geht ihr mit psychischen Erkrankungen bei euch um?

    Ich habe eine Bipolare Störung 1 und meine manischen Phasen haben normalerweise auch psychotische Anteile.


    - Ich habe engmaschige Termine mit meinem Psychiater und meinem Psychologen.

    Mit beiden bin ich sehr zufrieden. Mein Psychiater ist Chefarzt der Klinik wo ich schon oft behandelt wurde.

    Meinen Psychologen habe ich gefunden, indem ich alle Psychologen in Münster angerufen habe (d.h. über 200 Psychologen angerufen) und dann begonnen habe auszusortieren. Es gibt eine Webseite auf der alle Psychologen gemeldet sein müssen. Für NRW ist es die Psychotherapeutenkammer NRW: https://www.ptk-nrw.de/patient…ft/psychotherapeutensuche - so bin ich an die ganzen Psychologen rangekommen.


    - Ich wohne in der Nähe meiner Mutter. Sollte ich mal abdrehen, kann sie dann schnell Maßnahmen ergreifen. In der Zukunft ohne meine Mutter würde ich dann eine Vertrauensperson einweisen mit der ich besonders viel zutun habe und die in meiner Nähe wohnt.


    - Nicht nur Computerarbeit. Ich mache 8 Std / Woche einen Kassiererjob und bin seitdem viel ausgeglichener.


    - Sport 4x/Woche


    Wie geht ihr mit psychischen Erkrankungen bei anderen Leuten (Freunde/Familie) um?


    Mein Bruder hat starke Depressionen und wenn er auch nur genervt ist, wird er extrem beleidigend. Es ist sehr schwierig mit ihm auszukommen, außer wenn man ihm in allen Sachen zustimmt und gewähren lässt. Daher habe ich Abstand von meinem Bruder genommen. Letztens habe ich ihn im Namen meiner Mutter um etwas gebeten und er wurde extrem ausfallend. Daher hatte ich ihn temporär bei WhatsApp geblockt bis er sich richtig entschuldigt hatte.


    Habt Ihr es schon geschafft eure Erkrankung in den Griff zu bekommen?


    Ich hatte jetzt seit einem Jahr keinen Vorfall mehr bei meiner Krankheit und ich fühle mich mit den jetzigen Medikamenten sehr sicher. Insgesamt habe ich seit 2017 über ein Jahr in Kliniken verbracht wegen der Krankheit, also seit meiner Diagnose in 2017 etwa 16,67% meiner Lebenszeit.

  • Ich möchte meinen Beitrag ergänzen:


    Habt Ihr es schon geschafft eure Erkrankung in den Griff zu bekommen?


    Ich hab Methoden gelernt die mir in den Situationen helfen. Im Moment sind es lofi und 3d Sounds die mir helfen mich zu konzentrieren zu entspannen und abzuschalten. Gerade um den Alltag zu bewältigen eine mega Sache.

    Also für mich funktioniert es.


    Life is like a pencil that will surely run out, but left the beautiful writing in the life.

  • rabe


    Jein. Mein Zustand hat sich schon deutlich verbessert im Vergleich zu 2017/18 (das waren die schlimmsten Jahre für mich).


    Ich arbeite noch daran, bin aber mit dem bisherigen Erfolg schon sehr zufrieden.


    Mir geholfen hat meine Therapeutin (bzw. das Befolgen ihrer Ratschläge und Anweisungen!)

    Sie hat es in jeder Stunde geschafft mich zum Nachdenken zu bringen. Dinge aus einem anderem Blickwinkel zu betrachten, Situationen realistisch und neutral beurteilt usw.


    An meiner Konzentration muss ich übrigens auch noch arbeiten! :ugly: Also her mit den Tipps!

  • Ich hatte mal in nem anderem Thema, da ging es um mobbing, geschrieben das ich ein sadistisches arschloch war und das war wohl mit einer der frühesten Warnsignale auf die ich hätte hören sollen.


    Hat sich seit meiner Jugend durchgezogen das ich immer mal Phasen hatte, in denen ich nicht Herr meiner Gedanken war, das ich einfach so viele verschiedene und teils verstörende Wege und Herangehensweisen verspürt habe.

    Als wenn ich in meinem Kopf ein Motel für die ausgestoßenen, Freaks und psychos erschaffen hätte, was auch eine Zeit lang garnicht so verkehrt war, ich konnte die Einsamkeit damit ganz gut überbrücken, aber hab immer mehr die Oberhand verloren.


    Um nicht jetzt meine ganze Lebensgeschichte hier niederzuschreiben und evtl alle anderen zu langweilen🥹 springe ich Mal zu den letzten Jahren die mich als Mensch gefordert und verändert haben.


    Ich hab eigentlich aufgegeben, nach dem Tod mehrerer Familienmitglieder war ich in einem Loch das so dunkel und tief war, das ich mir vorkam unter Wasser zu sein, keiner hört mich keiner sieht das ich immer weiter ertrinke und leider habe ich mich dem sog ergeben und die Kraft nicht mehr gefunden dagegen anzukämpfen, was in mehreren Situationen resultierte die man heute als lebensfeindlich bezeichnen würde.


    Ich habe erst letztes Jahr wirklich geschafft mit der Hilfe einer Ärztin wirklich zu realisieren, das ich mich nicht ergeben muss, das es sich lohnt egal wie stark die Strömung ist, dagegen anzuschwimmen, seit dem geht es mir auch bedeutend besser, allerdings komme ich dennoch in Phasen und Momente, so wie letzten Monate wo ich wieder in alte Muster Zurückfalle und mich zurückziehe, mich Zuhause einschließe, alles abdunkel und einfach alleine für mich 24/7 rumliegen kann, zum Glück weniger Selbstzerstörisch als in den vergangen Jahren.

    Ich habe mein Leben unter Kontrolle und kann trotzdem an sozialen Interaktionen und Arbeit teilnehmen ohne das mir jemand "so wirklich" anmerkt welche kämpfe in mir herrschen.


    Um das alles zusammen zu fassen,

    Ich habe leider erst spät gemerkt das Musik, schreiben und stummes schreien, für mich keine Hilfe ist, es kann eine Support Rolle Einnehmen, aber die regelmäßigen und auch teils unregelmäßigen besuche meiner Ärztin, waren und sind eine echte Hilfe für mich.