Was haltet Ihr von der "neuen Art von Held" aka Schwächling?

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  • Zum Anderem ist es doch auch so, dass eine Nachfrage für solche Charakterrollen vorhanden sein muss, ansonsten würde diese Themen nicht so oft aufgegriffen werden?

    Kann schon sein. Solche Charakterrollen sollen wohl als Identifikationsfigur für den Zuschauer dienen, der vielleicht selber nicht der "stärkste" ist. Ist nachvollziehbar und sehe ich auch nicht so schlimm an und jetzt kommt das aber: Sie müssen nachvollziehbar sein. Warum sind sie so wie sie sind? Was hindert sie daran selbstbewusster zu sein? Usw. Einfach eine weinerliche Figur hinzustellen, die sich nichts traut und sich öfters von anderen aus der Patsche helfen lässt reicht nicht. Nur wenn ich verstehe was mit der Figur vor sich geht und ich deren Verhalten und Motive nachvollziehen kann kann ich mich auch mit diesem Identifizieren.


    Auch ist es wichtig, dass sich solche Figuren weiterentwickeln. Ist in der Regel so wie ich das sehe durchaus der Fall.

  • Nur dass zu deiner Theorie nicht passt, dass es bei vielen Urvölkern wohl eher ein Matriarchat gab.

    Habe diesbezüglich keine tiefer gehenden Kenntnisse, habe von dieser These gehört und meines Wissens nach wird sie vom wissenschaftlichen Mainstream nicht unterstützt (kann mich aber auch irren). Dazu ein Zitat aus dem Matriarchat-Artikel der deutschsprachigen Wikipedia, nicht die beste Quelle, aber immerhin:

    Es wurde auch darüber gestritten, ob es sich bei dem Matriarchat um Fakten oder Wunsch- bzw. Angstbilder handelt.[4] Es ist weitgehender Forschungskonsens, dass „sich das Matriarchat als Mutterherrschaft spiegelbildlich zum Patriarchat historisch nicht nachweisen lässt“.[5


    (...)


    Während in allen einschlägigen Fachwissenschaften der Rückgriff auf den Matriarchatsbegriff als ungeeignet für die Erforschung von sozialen Systemen und der ihnen innewohnenden Macht- und Geschlechterverhältnisse abgelehnt wird,[15] erfolgte ab Ende der 1970er Jahre eine Aneignung durch Vertreterinnen der essentialistischen Zweige des Second-Wave-Feminismus. Sie gehen – wie Bachofen – davon aus, dass das Matriarchat im Besonderen eine Zeit der Ur- und Frühgeschichte war, in der vor allem Frauen kulturschöpferisch und -prägend waren, aber nicht geherrscht haben. Siehe auch: Feministische Matriarchatsideen seit der zweiten Frauenbewegung.


    Und nur weil Frauen sammeln, müssen sie nicht weinerlich sein (...)

    Das habe ich ja auch nicht bahauptet. Es ging nie darum, dass Frauen weinerlich sein müssen. Es ging darum, dass Männer dies nicht sein sollten. Auch für eine Frau ist es sicherlich eher eine Tugend, nicht weinerlich zu sein, aber einer Frau kann man eine solche Schwäche (in meinem Weltbild, ich spreche nicht für jeden) eher verzeihen als einem Mann, da der Mann in vielerlei Situation nicht das moralische Recht hat, rumzuheulen - er muss aktiv handeln, Verantwortung übernehmen, für sich, für seine Frau und für seine Kinder.

    Und nur, weil rein physisch vielleicht prozentual mehr Männer z.B. für den Beruf des Müllmanns geeignet sind, heißt es nicht, dass es nicht auch Männer gibt, die den Beruf nicht machen können und eben Frauen, die diesen Beruf machen können (und heutzutage auch ausführen).

    Es hat niemand das Gegenteil behauptet, selbstverständlich geht es um eine gesellschaftliche Richtungsweisung und nicht um eine strikte Aufteilung ohne Ausnahmen.

    P.S. Es geht dabei nicht darum, es denen, die nach dem klassischen Rollenbild leben wollen, zu verwähren. Es geht darum, es denen, die das eben nicht wollen, zu zu gestehen und ihnen die Option offen zu halten, statt ihnen schon von klein auf zu erzählen, dass das nicht geht.

    Ich finde es, wie gesagt, wichtig, dass den heranwachsenden Generationen klare Orientierungspunkte aufgezeigt werden, ansonsten führt es zu der Lage, die wir jetzt haben. Ich kann deine Bestrebungen nach persönlicher Freiheit allerdings gut nachvollziehen.

    Solche Charakterrollen sollen wohl als Identifikationsfigur für den Zuschauer dienen, der vielleicht selber nicht der "stärkste" ist. Ist nachvollziehbar und sehe ich auch nicht so schlimm an (...)

    Naja, wenn sich ein Schwächling (vor allem auf die charakterliche Stärke bezogen) mit einem anderen Schwächling in einer Serie identifizieren kann und sich dadurch einredet, seine Lage wäre ja gar nicht so schlimm, wenn es so viele Protagonisten gibt, die ganau so drauf sind, verschafft das ihm nicht gerade die Motivation, etwas zu verändern. Er versinkt nur immer tiefer im Sumpf des Nichtskönnens. Finde es schon schlimm, wenn Versager heroisiert werden. Aus meiner Sicht, sollte jeder, ganz gleich ob stark oder schwach, zu denen aufblicken, die besser sind als man selbst. Sich sie als Vorbilder nehmen. Und sich nicht auf seiner Lage ausruhen, gerade dann, wenn diese mehr als mies ist.

    "Die Schimpfwörter, die auf den Wänden von öffentlichen Toiletten geschrieben stehen, sind das erste Anzeichen der allgemeinen Schriftkundigkeit."

  • Finde es schon schlimm, wenn Versager heroisiert werden. Aus meiner Sicht, sollte jeder, ganz gleich ob stark oder schwach, zu denen aufblicken, die besser sind als man selbst. Sich sie als Vorbilder nehmen. Und sich nicht auf seiner Lage ausruhen, gerade dann, wenn diese mehr als mies ist.

    Ist ja auch meine Meinung. Das was du da zitiert hast war nur meine Vermutung warum es solche Charaktere gibt. Zudem hab ich auch gesagt, dass man sich mit solchen Charakteren identifiziert, aber nicht unbedingt gleich als Vorbild nimmt. Meiner Erfahrung nach nimmt man da eher Personen, die irgendwas besser als man selbst gemacht hat und man daher bewundert.

    Es ging darum, dass Männer dies nicht sein sollten. Auch für eine Frau ist es sicherlich eher eine Tugend, nicht weinerlich zu sein, aber einer Frau kann man eine solche Schwäche (in meinem Weltbild, ich spreche nicht für jeden) eher verzeihen als einem Mann, da der Mann in vielerlei Situation nicht das moralische Recht hat, rumzuheulen

    Auch bei Männern ist es bei bestimmten Situation akzeptiert, wenn sie mal "Schwäche" zeigen. Z.B. bei Tod eines engen Freundes oder Familienangehörigen. Es muss sozusagen ein Anlass oder Grund gegeben sein. Ist aber eine andere Sache. Wenn dieses Depri-Rumgeheule jedoch ein Dauerzustand ist dann verfliegt das Verständnis recht schnell. Finde ich übrigens sowohl bei Männern und Frauen nervig. Ob das bei Frauen akzeptierter ist kann ich aber nicht wirklich beurteilen.

  • Kann schon sein. Solche Charakterrollen sollen wohl als Identifikationsfigur für den Zuschauer dienen, der vielleicht selber nicht der "stärkste" ist.

    Ich vermute, dass damit auf den "typischen" japanischen Otaku, der Zuhause sitzt und mit seinem Leben nicht viel anfangen kann, außer Anime zu gucken, abgezielt wird.


    Shinji Ikari (Evangelion) empfinde ich übrigens nicht als der Typus weinerlicher "Held", der jetzt in neueren Anime auftritt. Den finde ich nämlich sehr realistisch dargestellt. Ich will mal einen 14jährigen sehen, der das, was Shinji erlebt, leicht wegsteckt. Und selbst wenn Shinji mit mehr Heldenmut an die Sache rangegangen wäre - die Ernüchterung wäre definitiv schnell gekommen. Zum 1. Weltkrieg haben sich viele Jungen (auch Minderjährige, die ein falsches Alter angegeben haben) mit Begeisterung freiwillig gemeldet, weil sie dachten, dass sie das Abenteuer ihres Lebens vor sich haben. Die wurden dann an der Front ganz schnell von der Realität eingeholt und da ist keiner als strahlender Held hervor gegangen. Sie sind entweder elendlich verreckt oder traumatisiert wieder nach Hause zurück gekehrt.


    Kousei77 Ich gebe zu, dass ich das mit dem Matriarchat mal in einer Doku über Urvölker gesehen habe und dass das auch schon eine ganze Weile her ist. Übrigens :thumbup:dafür, dass du dich informierst, auch wenn wir ansonsten sehr unterschiedliche Meinungen haben.

    Zitat von Kousei77
    da der Mann in vielerlei Situation nicht das moralische Recht hat, rumzuheulen - er muss aktiv handeln, Verantwortung übernehmen, für sich, für seine Frau und für seine Kinder.

    Also dass du Männern das "moralische Recht" absprichst zu weinen, finde ich schon ziemlich heftig. Außerdem - würde man der Frau nicht erzählen, dass das Männersache ist, könnte sie sowohl die Verantwortung für die Familie mit tragen, als auch diese zur Not gemeinsam mit ihrem Mann verteidigen.

    Zitat von Kousei77
    Ich finde es, wie gesagt, wichtig, dass den heranwachsenden Generationen klare Orientierungspunkte aufgezeigt werden, ansonsten führt es zu der Lage, die wir jetzt haben.

    Was für eine Situation haben wir denn jetzt? Gerade in den letzten 10 Jahren wird über Marketing den Kindern doch das althergebrachte Rollenbild wieder regelrecht aufgedrängt. Sieh dir mal die Abteilungen von einem Spielwarenladen an. Vom Ü-Ei gibt es jetzt haarsträubenderweise eine Mädchen-Variante und selbst in Babykleidung steht drin, ob sie für Junge oder Mädchen ist.
    Dass ein Kind Orientierungspunkte braucht, sehe ich ebenfalls, aber das heißt nicht, dass einem Jungen das althergebrachte Männerbild und einem Mädchen das althergebrachte Frauenbild als Orientierungspunkt aufgedrängt werden muss. Die Kinder sollen mMn die Möglichkeit haben, das Vorbild als Orientierungspunkt zu wählen, das am besten zu ihnen passt.

  • Gerade in den letzten 10 Jahren wird über Marketing den Kindern doch das althergebrachte Rollenbild wieder regelrecht aufgedrängt. Sieh dir mal die Abteilungen von einem Spielwarenladen an.

    Das hat aber weniger was mit ideologischen Gründen zu tun als vielmehr monetären Gründen. Durch diese Zielgruppendiversifikation erhofft man sich schlicht höhere Gewinne. Im Marketing ist es ohnehin üblich, dass einem gerne was eingeredet wird damit die Leute das Gefühl haben das Zielprodukt (in der Form) zu brauchen und auch zu kaufen.

    Die Werbeindustrie ist ziemlich mächtig und übt damit auch einen gesellschaftlichen Einfluss aus. In gewissen Medien wird dies auch von den Leuten kritisiert, die ein anderes Weltbild vertreten. Seit neuerer Zeit fallen mir auch Werbekampagnen auf (u.a. für irgendein Deo), die verschiedene Moderne Rollenbilder herausstellen. Auch das ist reines Kalkül, um potenzielle neue Kundenschichten für sich zu gewinnen und im Idealfall Imagepflege zu betreiben.

    Ich vermute, dass damit auf den "typischen" japanischen Otaku, der Zuhause sitzt und mit seinem Leben nicht viel anfangen kann, außer Anime zu gucken, abgezielt wird.

    In die Richtung wollte ich auch hinaus. ^.^

    Ob das bei dieser Zielgruppe wirklich gut ankommt würde mich zu gerne interessieren. Um ehrlich zu sein kann ich mir das nur schwer vorstellen. Solche weinerlichen "Helden" ziehen einen doch erst recht noch weiter nach unten. Dann lieber eine weibliche, taffe und süße Frohnatur von Heldin, die puren Optimismus ausstrahlt. Sowas dürfte das Otaku Herz doch eher höher schlagen lassen, oder?

  • Das hat aber weniger was mit ideologischen Gründen zu tun als vielmehr monetären Gründen.

    Dass dahinter rein monetäre Gründe stehen, ist mir klar. Das bezog sich darauf, dass Kousei77 meinte, dass es keine klaren "Orientierungspunkte" für die alten Rollenbilder mehr gebe und die gibt es eben dank der Marketingleute in den letzten Jahren wieder mehr als genug - leider.

    Ob das bei dieser Zielgruppe wirklich gut ankommt würde mich zu gerne interessieren. Um ehrlich zu sein kann ich mir das nur schwer vorstellen. Solche weinerlichen "Helden" ziehen einen doch erst recht noch weiter nach unten. Dann lieber eine weibliche, taffe und süße Frohnatur von Heldin, die puren Optimismus ausstrahlt. Sowas dürfte das Otaku Herz doch eher höher schlagen lassen, oder?

    Naja, meistens ist dieser Charaktertypus doch mit einem Harem verbunden. Und wenn die männliche Figur so ist, dass sich der Otaku vermeintlich damit identifizieren kann, dann wird es ihn freuen, dass auch so ein Typ von einer ganzen Horde netter Mädchen umschwärmt sein kann. Oder eben trotz seiner Schwäche die tollsten Abenteuer erleben kann und alles gut ausgeht.

  • Ich habe vor einigen Wochen irgendwo (war es Spiegel.de?) einen sehr interessanten Artikel über die Änderungen der japanischen Gesellschaft gelesen. Das Gesellschaftsbild "Mann" ist in Japan stark ins Wanken geraten, Frauen haben seit einigen Jahren eine Entscheidungsfreiheit bei der Partnerwahl, Frauen verdienen ebenso Geld für die Familie und das Selbstvertrauen der Männer soll sich dort in Rekordzeit in Luft aufgelöst haben - auch sind die männlichen Selbstmorde angestiegen. Ich persönlich denke, dass diese Gesellschaftsentwicklung ein Grund für die Charakteränderungen in den Anime sind - wobei diese das "Problem" ja sogar nicht verschlimmern. Wie seht Ihr das Thema? Übersehe ich etwas?

    Also ich persönlich finde das gut, dass Frauen mehr "Macht" in Japan erlangen... die Stellung der Frau ist da halt noch etwas unausgewogen...

    andererseits kann ich deine Meinung zu den Männlichen Characteren echt verstehen xD... würde das auch nicht mögen, wenn ich ständig solche Männlichen Characteren sehen würde oO....

    "Be The Hero!" - The Flash ;

    "3 Millionen Jahre Menschliche Evolution und das ist aus euch geworden?! Ihr Schweine!!!" - Dark Angel (2002), Max


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