Das deckt sich mit meiner Ansicht ganz gut. Ich denke, der Unterschied zwischen Freund und Bekannte/Kumpel ist der Vertrauensgrad und die Bindung.
Ich habe da auch so meine Vorstellung davon, wie sowas zustande kommt. Man lernt bestimmte Menschen in bestimmten Lebensabschnitten kennen. Und je nachdem, in was für einer Situation man steckt, entwickelt sich daraus entweder einfach nur eine vorübergehende Bekanntschaft oder es kommt doch zu einer Bindung, die langfristig hält.
Ich habe da z.B. zwei Beispiele aus meiner Welt. Das Erste wäre mein ältester Freund, den ich seit der Grundschule kenne. Was wir damals gemeinsam einfach so angestellt haben, was wir für dumme Ideen hatten. Es war eine einfache Zeit und wir waren so gestrickt, dass wir uns gegenseitig immer gut ergänzt haben. Und so hat sich eine jahrelange Freundschaft entwickelt, die nicht auf Erwartungen oder Vorstellung beruhte. Wir haben einfach Zeit miteinander verbracht und gemeinsam elendig viel Quatsch gemacht. Pures Vertrauen und Spaß.
Mein zweites Beispiel kommt aus meiner Teenie-Zeit. Durch ein Hobby bin ich damals in eine Gruppe von sehr leidenschaftlichen Mitstreitern geraten, die alle genauso vom Hobby besessen waren, wie ich zu der Zeit. Und aus eine dieser Bekanntschaften ist auch eine Freundschaft entstanden, die bis heute anhält. Die Person und ich leben in zwei komplett verschiedenen Welten, haben komplett eigene Lebenswege und trotzdem funktioniert es irgendwie. Da kommts dann mal vor, dass monatelang Funkstille herrscht und kaum schreibt einer von uns beiden "Du stinkst" oder "Pisser", dauert es keine zehn Minuten und wir hocken stundenlang im Call. Wieder pures Vertrauen, keine Erwartungen, einfach nur Spaß.
Über die Jahre gab es immer wieder mal dann Bekanntschaften, die sich nie soweit entwickelt haben. Eine wurde von der Pandemie durch Meinungsverschiedenheiten dahingerafft, eine andere Bekanntschaft wurde durch die Wechselhaftigkeit der Person ruiniert. Und ein paar andere Bekanntschaften waren dann eher parasitärer Natur, sprich, es hatte meistens irgendeinen Nutzen, den man sich davon erhofft hat. Und auf sowas kann halt keine Freundschaft wachsen. Da war immer eine unsichtbare Wand, die nichts zugelassen hat und ich denke, dass das stark davon abhängt, in welcher Lage man gerade steckt. Hat man sein Leben gut im Griff, kommen öfter Situationen zustande, wo man völlig belanglos mit Leuten was macht und dann klickt es halt irgendwann einfach. Ist man gerade aber z.B. im Stress und ist mit dem Kopf eher bei anderen Sachen, schaut man eher darauf, dass das Umfeld eher nützt, statt einfach nur da ist.
Was ich auch unterschreiben kann, ist die Anzahl an Freunden. Ich könnte mir nicht vorstellen, mit etlichen Menschen befreundet zu sein, weil wenn man sich meine Ansicht/Erklärung anschaut, kann man sich ausrechnen, dass in jeder Freundschaft Monate, wenn nicht sogar Jahre an Zeit steckt. Ich habe da auch lieber einen kleinen Kreis an Leuten.
Von daher bin ich auch der Ansicht, dass man Freundschaften nicht 'pflegen' muss. Wenn sie erstmal entstanden sind, ist das quasi ein Selbstläufer und solange man sich nicht zu krass verändert, passiert da auch nichts.