Leben für Andere

  • Hoi,


    bevor ich anfange. In diesem Thread geh ich auf Suizid und generelle Negativität zum Leben ein. Daher eine Trigger-Warnung. Ich möchte nicht, dass sich hier irgendeiner schlecht fühlt.


    Ich hab seit ungefähr 16 Jahren mit suizidalen Gedanken zu kämpfen.


    Ich gehe auch regelmäßig in Therapie und tausche mich mit meinem engsten Umfeld aus.

    Ich bin auch soweit befreit von dem Wunsch zu Sterben, weil ich verstanden habe, dass ich damit Menschen wehtun würde, die mir wichtig sind. Beziehungsweise habe ich nicht vor es zu tun und selbst wenn mich der Gedanke überkommt, kriege ich es irgendwie geregelt. Ich möchte einfach Niemanden, der mir was Wert ist, verletzen durch mein Handeln.

    Glücklich bin ich dennoch nicht. Eher Hoffnungslos.

    Durch meine Vergangenheit und Erfahrungen habe ich kein Vertrauen mehr in Menschen. Jedenfalls fällt es mir schwer jemanden ernst zu nehmen, der sich mir als Offen und Empathisch präsentiert. Ich habe einfach Angst zu Vertrauen, weil ich nicht verletzt werden will.

    Und ja, ich habe Freunde und Familie, aber dennoch empfinde ich keine Lebensfreude. Ich habe zwar Spaß und kann Sachen genießen, wie eben Animes zu schauen oder irgendwas zu zocken. Sobald ich jedoch wieder in der realen Welt anwesend bin, ist alles wieder trostlos und es fühlt sich alles so leer an.


    Ich habe keine Freude mehr am Leben und lebe eigentlich nur noch, damit Niemand am Ende traurig ist. Wenn keiner dieser Menschen mehr am Leben wäre, würde ich wahrscheinlich schnell hinterherkommen und kaum zögern mein eigenes zu beenden. Und bei dieser Vorstellung finde ich eine gewisse Ruhe und Zufriedenheit. Davor habe ich auch etwas Angst.

    Im Endeffekt lebe ich für Andere und ich hab mich irgendwie damit abgefunden.

    Ich mache mein Ding und mach das Beste drauf. Ich mache, mal mehr mal weniger, regelmäßig, Sport, ernähre mich überwiegend gesund, unternehme was mit meinen Freunden usw.. Ich habe zwei wunderbare Katzen, hab einiges an Tattoos, lebe mich kreativ aus und gehe meinen Hobbys nach. Eigentlich habe ich genug Dinge, bei welchem man sagen kann, dass es mir eigentlich gut geht und die sich zu Leben lohnen. Und trotzdem blicke ich auf alles zurück und sehe das Leben einfach nur als Sinnlos an.


    Versteht ihr wie ich das meine und fühlt sich irgendeiner genauso?
    Was würdet ihr in meiner Situation tun? Ich schwanke zwischen Therapie und mich damit abzufinden, dass mir mein Leben egal ist.


    Vielen Dank für's Lesen.

  • Versteht ihr wie ich das meine und fühlt sich irgendeiner genauso?

    Erst einmal finde ich es mutig, dass du deine Gedanken so offen hier teilst. In dem einen oder anderen erkenne ich mich definitiv wieder. Auch, wenn ich nie wirklich mit Suizidgedanken zu kämpfen hatte, leide ich seit meiner Kindheit an einer Art "Depression" (vielleicht kann man die Anführungszeichen auch weglassen). Es gab allerdings keinen bestimmten Auslöser oder ein Ereignis, sondern es handelt sich um ein ganz grundsätzliches Gefühl. Schon im Grundschulalter bekam ich den starken Eindruck, dass vieles in der Gesellschaft falsch läuft. Natürlich konnte ich das damals noch gar nicht so benennen, aber die dazugehörigen Gedanken ("Dies und das ist falsch/nicht richtig.") und Gefühle (eine Mischung aus Verweiflung und Niedergeschlagenheit) waren mir da schon sehr gut bekannt.

    Sowohl damals als auch heute gab/gibt es Dinge in meinem Leben, die mir Freude bringen, aber gleichzeitig hängt eben auch eine Art grauer Schleier über allem, weil ich nunmal eine sehr starke Vorstellung bzw genaue Ansichten darüber habe, wie ganz grundsätzliche Dinge idealerweise sein sollten. Ich empfand es damals als frustrierend, das Gefühl zu haben, alleine damit zu sein. Letzteres hat sich mit der Zeit ein bisschen geändert und ich weiß mittlerweile, dass ich selbstverständlich nicht alleine damit bin. Dennoch ist es nach wie vor schwierig, auf Menschen zu treffen, die solche Gedanken, vor allem in diesem Ausmaß, selbst kennen.

    Die Frage ist, was kann man tun, um nicht an diesen Gedanken kaputtzugehen? Ich habe jedenfalls festgestellt, dass es mir nichts bringt, derartige Gedanken mit aller Gewalt beiseite schieben zu wollen, das funktioniert nicht. Stattdessen setze ich mich damit auseinander, vorzugsweise indem ich Bücher lese, die Themen die mich beschäftigen, behandeln und mich ja geradezu dazu anregen, mit neuem Input vielleicht einen etwas anderen oder differenzierteren Blickwinkel zu bekommen, und zwar ohne dass mir irgendwas aufgezwungen wird (nein, ich meine damit keine Ratgeber- bzw Selbsthilfebücher aus dem psychologischen Bereich - da fühle ich mich direkt wieder unverstanden und für dumm verkauft).

    "It's hard to win an argument with a smart person. It's damn near impossible to win an argument with a stupid person."

    ~ Bill Murray




  • Ja, die Anführungszeichen kannst du da weglassen. Es ist im Endeffekt egal in welchem Ausmaß es sich bei dir bewegt, solange es dich belastet, ist es auch wichtig.
    Bei mir gab es einige Auslöser, über die Jahre hinweg. In jeglicher Hinsicht. Ob ich die Probleme bei mir oder Anderen sah. Über die Zeit habe ich leider auch einiges gemacht, was mich zu einem Trauma (Hab ich mir selbst zugeführt) geführt hat und so hab ich zu dem noch ein sehr schlechtes Bild über mich entwickelt. Führt manchmal dazu, dass ich nicht mal in den Spiegel schauen kann.
    Ich versteh auch was du meinst. Ich hab auch schon seit ich Denken kann so ein Gefühl, dass bei der Menschheit einiges schief läuft.


    Deswegen habe ich es hier mal versucht. Einfach mal mit Menschen darüber zu schreiben/reden, die mich nicht persönlich kennen und unvoreingenommen auf die Sache blicken können.

    Und ja, es ist echt schwierig mit Menschen darüber reden zu können. Selbst mit meinen engsten Bekanntschaften kann ich teilweise nicht darüber reden, weil der Weitblick dafür fehlt. Was an sich nicht schlimm ist, das kann ich ja von Keinem einfach so erwarten. Deswegen danke ich dir auch für die Antwort und deine Offenheit!


    Solche Gedanken weg zu denken bringt nichts, nein. Man muss sich damit auseinandersetzen, sowie du es auch machst.

    Ich beschäftige mich auch damit, indem ich Musik mit diesen Thematiken höre, da ich mich da auch verstanden fühle und mich mit Erfahrungsberichten von Betroffenen auseinandersetze.

    Jedoch bin ich noch nicht an einen Weg geraten bei dem ich sagen kann, dass ich mich auf das weitere Leben freue.
    Ich hatte mal so eine Zeit, als ich Familienpläne hatte. Leider ist das alles in einem Drama ausgegangen und ich hab dann über mehrere Jahre hinweg immer wieder schlechte Erfahrungen gemacht in Sachen Beziehungen, sodass ich gar keine Lust mehr habe auch nur an Familie zu denken.

  • (Edit: Sorry dass zu lang. Tendiere bei sowas immer alles mögliche ansprechen zu wollen und die Posts blähen extrem auf. Wollte eigentlich Einkaufen. Wocheneinkäufe. Montags. Mach ich jetzt dann auch.)


    Ich habe definitiv auch "komplizierte" Erfahrungen gemacht. Kurz gefasst: Mobbing in der Schulzeit. Und "strenge" Eltern. (Vor allem verbale "Gewalt" durch die Eltern aber der Vater auch leicht aggressiv - eher aber gegenüber der Mutter.) Dadurch habe ich schon früh mich komplett isoliert. (Nur Gaming - damals noch ohne Internet und an Konsole.) War bei mir wohl etwas Richtung "soziale Phobie" - weil ich mich nie im Unterricht meldete (nur schriftl. gut), aus Angst was falsch zu sagen (und dass Lehrer es den Eltern sagen könnten und der Vater "ausrastet").


    Therapien machte ich nie wirklich - ich hinterfrage da auch das System. Psychiater sind wohl schnell drauf aus Medikamente zu verschreiben. (Bitte nicht falsch verstehen: Ich weiß dass die vielen auch tatsächlich helfen. Aber ich möchte eher nicht "beeinflusst" sein - lehen auch Alkohol usw. eher ab und bin da wenig suchtanfällig bzw. das Gegenteil davon.) Therapien eher ... "Verhaltenstherapie". Ich habe diese Ängste in direkten sozialen Situationen durch Vorstellungsgespräche (Zwang zum Bewerben durchs Jobcenter) stark verbessern können. Weil ich mich selber irgendwie zwinge mitzuarbeiten - aber halt nur das Minimum was nötig. (Mehr Motivation ist nich da.) Tieferliegend sehe ich bei mir auch noch ne zwanghafte Persönlichkeitsstörung (da treffen fast alle Kriterien superstark zu) und vielleicht was Richtung schizoid und/oder ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung. Ggf. Trauma - auch wenn manche Meinen "nur" Mobbing reicht für sowas nicht.


    Jetzt interessiere ich mich recht gern für Psychologie (neben Gesellschaft und Politik) - wobei ich eigentlich die Sozialpsychologie (so Verhalten von "normalen" Leuten erklären ... wieso Leute nich helfen, etc.) am interessantesten finde. Alles oft sehr schlüssig da. Bei den Störungen kann ich aber auch irgendwie mittlerweile gewisse Logiken erkennen.



    Was sich irgendwie - so glaube ich - durch viele Bereiche menschlichen Lebens und der Psyche zieht: diese Subjektivität von Erwartungen. Einschätzungen von der Zukunft und was passiert. Das gibts bei Kriminalität. (Wenn die BILD Berichte von Tätern mit bestimmter Herkunft aufbauscht.) Bei Leuten die einfach Flugangst haben - da hilft keine Statistik.


    Aber eben auch im Zwischenmenschlichen. Wie oft les ich es online - wenn Leute von sich berichten: Angst nicht gut genug zu sein. Der Partner könnte fremd gehen, verdient was besseres, etc. Da kommt man mit Logik wohl auch nich dagegen an und der Partner könnte zig Sachen machen um das Gegenteil zu beweisen und es ist schwer sowas zu durchbrechen. Wenn vorher zu negative Erfahrungen da warn die das festigen. (Wobei ich tatsächlich meine dass das dann sehr wirksam wäre wenn man einen Partner hätte der da stark mitwirkt und dran bleibt auch wenn man selber problematisch sich mal verhält. Aber sowas machen viele nicht mit. Aus der andern Perspektive - wenn man selber so ein Partner wäre - wärs auch problematisch, wenn die Person mit Vertrauensproblemen da ne Beziehung abbricht und man eigentlich objektiv gesehen da nich weiter zu aggressiv hinterher sein sollte. Kann dann ja strafbar werden.)



    Die Hoffungslosigkeit ist wirklich ein Problem - je nach Ansprüchen und wie weit man "durchblickt". Ich bin etwas am verzweifeln, da ich am liebsten die Gesellschaft komplett geändert/umgekrempelt sehen würde. Aber so weit durchblicke um zu verstehen, dass das nicht (zumindest nich so einfach und innerhalb meiner Lebenszeit) geht - das sind Prozesse die Jahrzehnte brauchen, Wandel bei sowas.


    Rein für andere Leben (damit diese nicht traurig sind) - ist auch irgendwie problematisch. Wenn man sonst keine andere Motivation ziehen kann. (Ich hatte tatsächlich mal von einer Person gelesen bei der es anklang als wärn die Eltern Ursache - oder zumindest Teil der Ursache - ihrer extremsten Probleme. Mir wurde echt übel als die Person dann meinte sie wolle nur nich sterben wegen der Kosten für die Beerdigung. Und überlegte dann sich zu prostituiern um da Geld zu verdienen und das dafür wegzulegen. Sowas triggert mich immer übelst hart wenn Personen so extrem gegen sich gehen obwohl es - imo - gegen andere gehen sollte.)



    Was genau willst du/brauchst du? Hobbies habe ich auch. Manchmal machen sie Spass. Manchmal sogar sehr. Manchmal weniger. Manchmal gar nicht - und bei manchem Kram denk ich ich verfolge das nur weiter um Zeit totzuschlagen.


    Das Zwischenmenschliche kann man schwer ausblenden. Und bei mir fehlts denk ich da - aber eher im positiven Sinne für ne andere Person leben. Das kann - meiner Meinung nach - Kraft geben. Also dass man jemandem was helfen kann/tun kann ... der auch irgendwo Probleme hat. (Was über ein "die Person würde leiden wenn ich sterbe" hinaus geht.) Aber man sollte das wirklich wollen. Die Person mögen.


    Das scheint dir doch tatsächlich auch zu fehlen - wenn du als Problem beschreibst, Vertrauen aufzubauen? (Dann sicher auch bei vielen tiefergehenden Bindungen vorher blockierst wenn es zu "ernst" wird.)


    Einen wirklichen Rat kann ich nicht gegen - wenn viele Therapien da bei dir wohl schon scheiterten bzw. (noch) nicht zum Erfolg führten. Ich würde aber weiter dran bleiben. Wenn du Zugang zu Therapien hast und das dein Ding ist. (Ich persönlich kriege nich mal genau erklärt was ich will und habe das Gefühl die würden mich nich ernst nehmen - war nur mal bei "Psychotherapeutischen Sprechstunden" und dann wird gemeint es wäre gar kein Therapiebedarf.)


    Auf jeden Fall versuchen dahingehend was aufzubauen. MIt andern Menschen. Ne Freundin oder so. Auch wenn das schwierig ist - mit schwierigem Lebenslauf und psych. Problemen. (Persönlich finde ich dass bei mir als potenzielle Partnerin auch nur eine Frau mit eigenen Problemen in Frage käme. Weil man eben daraus dann was aufbauen könnte. Sicherheit ziehen in dem man sich gegenseitig was gibt/unterstützt. Bei "normalen" würde ich wohl auch nich genau wissen was die mit mir anfangen sollten - und vermuten dass die sehr schnell weg sein könnten bei nem andern/besseren. Und mich da gar nich drauf einlassen können. Zudem find ich Leute meist dann auch nicht "tiefgründig" genug, wenn Normalmensch nur über Hobbies und Shopping redet und der Deeptalk oft eher bei Leuten mit Problemen eher möglich ist, weil die eher sich mit ernsteren Themen auseinandersetzen.)



    Allgemein fänd ichs aber auch wichtig auf ne gesunde Portion Egoismus hinzuarbeiten. Also nich wie ein Arschloch draußen rumrennen. Aber halt auch mal an sich denken - nich nur an andere. (Dazu muss man aber auch rausfinden, was man selber will/mag.) (Also ich mach mir jetzt mit meinen eigenen Problemen z. B. einfach gar nich Gedanken über Tiere und bin der böse Fleischesser weils mir einfach schmeckt.)


    Medikamente - alls du offen bist und dir Psychiater sowas anbieten - vielleicht auch in Erwägung ziehen. Bei wirklich Depressionen sollen sie ja hilfreich sein. Du scheinst doch schon genug Hobbies und auch normale Freundschaften zu haben. Wie am Ende des Postes beschrieben. Vielleicht da versuchen was rauszufiltern. Auf das konzentrieren, was am meisten Spass macht? Da auch aktiver austauschen und Kontakte zu Menschen/Freunden vertieten? Einerseits liest es sich ja als wärst du in der "realen Welt" in der negativen Stimmung dann drin (Anime, zocken), andererseits doch diese vielen "realen" Hobbies (nich am Computer/Internet - der beschriebene Sport zum Beispiel). Wirkt als wärs hauptsächlich wenn du grad gar nix bzw. wenig machst und dich nicht ablenken kannst und dann zu viel nachdenken stattfindet?



    Kurz nochmal zu mir: Persönlich sah ich mich tatsächlich lange Zeit als stabil an. Obwohl Langzeitbürgergeld-Bezieher. Wenige Hobbies. Nich viel körperlich aktiv. Gaming und Austausch in Foren online + Anime reichte aus. Ich hatte zwar manchmal das Gefühl dass manche Hobbies eher zum Zeittotschlagen da sind. Aber gelegentliche Top-Titel bei Anime (und da sein oder andere Indie Game) rissen mich da etwas raus vom ... stupide Achievements abarbeiten in Guild Wars 2. :D Wenn dann wirklich mal wo was fesselte.


    Die kleinere Krise - wo ich noch nich so wirklich raus bin - ereignete sich eher durch eine Art Zufallskontakt. Als ich merkte dass so eine (weibliche) Person sehr gut ähnlich denken wirkte wie ich. (Optisch auch nich so schlecht aussah. Aber das wurde mit der Zeit immer nachrangiger.) Ich mich da quasi reinsteigerte. (A la "ich wusste gar nich dass ich sowas brauche/will", weil ich vorher gar nich wusste dass es sowas gibt. Also klar: Gibt genug andere potenzielle Partnerinnen. Aber die meisten sortierte ich früh aus, weil mich Menschen oft schnell langweilen/nerven, die "Passung" halt sehr gering wirkt. Dass ich da nicht wirklich Bedürfnisse verspürte. Vielleicht aber verdeckt/unterdrückt vorhanden.) Das hat mich dann doch etwas schockiert - weil ich auf der einen Seite sah, dass da ganz andere/tiefergründige Motivation möglich ist. (Statt irgendwo zwischen "will nicht sterben aber sooo viel Spass macht Leben auch nicht" zu verharren.) Auf der andern Seite (weil es mit der Person nicht klappt und ich es mir irgendwo selber auch kaputt machte - durch mein übertriebenes Interesse zu sehr "stalkte" online etwas) mich dann aber auch da ins Negative gezogen - mich auch mal über Suizid nachdenken lassen, obwohl ich eigentlich eher der Typ bin gegen andere sein würde.


    (Bin froh dass ich bisher intellektuell/kognitiv immer gut alles verarbeiten konnte und mich in den Griff kriege und nie Amok lief. Da wäre eher meine Gefahr, denke ich. Aber je mehr man vom Kopf her in der Lage ist zu reflektieren ... desto mehr Optionen hat man. Auch selber an sich selbst zu arbeiten. Auch wenn die geistigen Fähigkeiten leider auch zum "zu viel nachdenken" einladen bei mir.)

  • Ich versuche mal auf alles so gut einzugehen wie es mir möglich ist.

    Sorry, falls ich irgendeinen Aspekt vergesse.


    Also ich befinde mich in Therapie und ich hatte wirklich viel Glück mit meiner Therapeutin. Die macht den Job super und lässt mir auch Zeit, wenn ich mal länger brauche. Zwar ist das ne Privattherapeutin, aber für sie bezahle ich gerne. Sie gibt sich Mühe und versucht mich mit jeder Sitzung mehr zu verstehen. Sie geht auch nicht sofort auf Medikamente. Sie hat mich auch immer, bei jedem Thema, egal wie albern es klang, ernst genommen.

    Das Problem ist eher, dass ich durch die Therapie zwar einen Umgang mit den suizidalen Gedanken gelernt habe, ich aber noch keinen Weg zur Lebensfreude gefunden habe.

    Klar, wie du auch erkannt hast, hab ich eigentlich alles was ich zum Leben brauche. Ich hab nen Job, mit dem ich zufrieden bin, ich gehe meinen Hobbys nach, ich habe Freunde und Familie, die mir wichtig sind. Aber nichts davon gibt mir die Motivation zum eigenen Leben. Es ist einfach super Paradox.

    Und was meine Freunde und Bekanntschaften angeht, ja, ich habe Vertrauensprobleme entwickelt. Jedoch sind die Menschen, welche ich gerne um mich habe, alles Menschen, mit denen ich schon vor meinem Vertrauensbruch gehabt habe und daher komme ich mit diesen auch super klar. Aber selbst da erwische ich mich oft dabei wie negativ ich über sie, in Hinsicht auf mich, denke. Ist ziemlich eklig, weil sie mir bisher immer bewiesen haben wie wichtig ich ihnen bin. Aber ich schaffe es nicht immer das zu wertschätzen.


    Thema Freundin war auch so ein Ding. Ich versteh deine Ansicht, dass man eine/n Partner/in will, der/die einen nachvollziehen können. Aber ich war auf beiden Ebenen unterwegs und es war immer dasselbe Ergebnis. Ich glaube, am Ende ist es egal ob die Person selber negative Erfahrungen gemacht, sondern eher wie die Person damit umgeht. Aber da kann ich mich auch irren. Bin mir eh nicht mehr so sicher, ob meine Meinung irgendwie einen Mehrwert hat.


    Einer meiner größten Probleme ist auch einfach, dass ich mich selbst für einen schlechten Menschen halte, wegen meiner vergangenen Fehler. Es gibt Sachen, welche jetzt nicht so krass sein werden für die Allgemeinheit, aber ich habe auch durchaus Dinge gemacht, bei denen der Ein oder Andere, verständlicherweise, Abstand von mir hält.
    Ich bin lange nicht mehr der Mensch aus meiner Vergangenheit, aber sie holt mich immer wieder ein.


    Ich verstehe auch dein Misstrauen in die Therapie. Weil deine Punkte zum Teil einfach alle richtig sind.
    Viele machen es sich leicht und schmeißen sofort mit Medikamenten um sich und Andere sagen dir einfach, dass man sich nicht so dranstellen sollte.

    Der beste Spruch, welchen ich mal bekommen hab war "Ja, Sie sagen, Sie haben Suizidgedanken und hassen Ihr Leben. Aber Sie leben doch noch.". War nicht so toll. Hab dann auch jahrelang auf weitere Therapie verzichtet.

    Ich hab auch angefangen als es eigentlich schon zu spät war. Vor 2 Jahren stand ich kurz davor und hab mich gerade noch so gefangen und einweisen gelassen.


    Aber wenn ich richtig verstehe hast du auch deinen struggle mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Verständlichen struggle.

    Auch wenn das von einem wie mir vielleicht etwas weird kommt, aber Menschen sind super kompliziert und ich neige brutal dazu ein Schwarz-Weiß-Denken an den Tag zu legen, um es mir zu vereinfachen. Bei mir war es aber auch oft so, dass ich einfach oft falsch reagiert habe und das Problem beim Anderen sah. Meine Leute haben bei neuen Bekanntschaften oft gesagt "Das ist halt Igor, der ist einfach so, nimm es nicht persönlich.". Heutzutage würde ich sofort dazwischen springen, sobald irgendeiner versucht so zu argumentieren.


    Kurz noch zum Thema "Ich lebe für Andere". Es ist nicht so, dass ich ausgenutzt werde und einfach nur keine Umstände erzeugen will. Wenn meine Liebsten nicht da wären, wäre ich wohl auch weg. Ich will nur nicht, dass sich jemals bei einem die Frage aufstellt, ob man nicht hätte mehr tun können oder ähnliches. Ich weiß nämlich wie dieses Gefühl ist und das will ich niemandem antuen.

    Also da kann man eigentlich sagen, dass es ganz gut, in meiner Situation, ist, dass ich so denke, weil ich wahrscheinlich sonst nicht mehr existieren würde.

    Ist aber auch schwer zu beurteilen.


    Und ja, Reflektion ist ein sehr wichtiges Thema.


    Ich weiß nicht wie das bei dir ist, aber ich habe sehr oft Angst, dass ich irgendwann mein rationales Denken verliere, mich dadurch verliere und dann doch auf alles Scheiße.


    Aber eh, auch dir ein dickes Dankeschön für die Anteilnahme.

  • Das ist doch schon mal gut, dass du eine passende Therapeutin hast - und der Job auch genug Geld abwirft dass du sie zahlen kannst, da privat. (Und da sollte man auch etwas bessere Motivation erwarten bei ihr. Bei welchen die über die Krankenkasse abrechnen würde ich mich auch immer fragen - aber eher bei Ärzten, so Psychiater - ob die nicht absichtlich wollen dass man länger krank bleibt um Geld zu verdienen daran. Wobei die Bezahlung wohl eigentlich gar nich sooo gut ist, glaube ich. Das macht da wenig Sinn so ein Gedanke.)


    Ich würde wahrscheinlich selber eher gezielt eine weibl. Therapeutin wollen, falls ich doch mal Therapie anfangen sollte. Wegen dem strengen Vater (war schlimmer als Mutter) hatte ich immer eher Probleme mit Männer - vor allem mit männl. Autoritätspersonen. (Da eher Ängste.) Etwas doof in der Gesellschaft, wenn man selber Mann ist - sich mit recht vielen (nich mit allen, manches passt schon) "männertypischen" Sachen gar nicht so identifizieren kann. Und dann früh nie so wirklich sich irgendwo zugehörig fühlte. Fand immer Frauen angenehmer bzw. leichter nachvollziehbar/verständlich. Obwohl ich jetzt eherso cis männlich mich seh eigentlich. (Und quasi als "privilegiert" gelte, ha ha.) Danke dass du meine Sachen gelesen hast und auch probiert hast darauf einzugehen. Auch wenns lang war und der Thread ja eher um dich gehen sollte. (Finde selber aber immer den Abgleich mit andern die Probleme haben interessant, weil man dann auch über sich lernen kann. Und meine langen Posts liegen vielleicht daran, dass ich alles gerne im Detail analysieren mag.)


    Bei Partner/in hast du recht: Es ist letzendlich wichtig wie die andere Person mit etwas umgeht. Ich denke ich fände es für mich besser, weil ich es dann glaubwürdiger fände - wenn beide Probleme haben sich unterstützen. Natürlich geht es auch wenn eine Person ohne Probleme ist und die andere mit. Und die ohne Probleme dann Stabilität gibt der andern Person. Wenn es passt. (Aber dann wär ich quasi lieber die Person die der andern Stabilität gibt, weil ich ja selber weiß dass ich es könnte/Lust drauf hätte - wenn die Person passt und ich sie mag. Umgekehr hätte ich wahrscheinlich auch die Angst zu sehr zu nerven. Wenn ich die Person mit Problemen bin die andere nicht.)



    Ich habe auch schon ein paar krassere Sachen gemacht in Vergangenheit. Da kann man letztendlich nur auf die Zukunft blicken. Es ist nur relevant was kommt - die Vergangenheit kann man nicht ändern. Insofern höchstens relevant wenn es in der Gegenwart nachwirkt. Und in Interaktion mit andern hineinspielt.


    Ich bin eigentlich immer pro Resozialisierung und mag unser System (besser als in den USA) und würde - wenn ich Arbeitgeber wäre - sogar krasse Straftäter einstellen, wenn die die Strafe verbüsst haben. (Und hätte da irgendwie sogar eher das Gefühl, dass die sich dann besonders anstrengen und man viel von ihnen erwarten kann - weil vielleicht sonst nicht viele ihnen eine Chance geben.) Ist wahrscheinlich für "Normalmenschen" auch schwer nachvollziehbar und wenn ich dann sag dass ich mich da besonders fortschrittlich finde vom Denken her dann komm ich auch abgehoben rüber und die andern hassen mich alle. :D


    Das was man irgendwann mal irgendwo an schlechten Dingen gemacht hat betrifft genau die ... die das da halt dann ggf. negativ traf. Sonst niemanden. Das sollte (theoretisch - ja ich weiß andere urteilen trotzdem gern mal auch wenn gar nich betroffen) eigentlich sonst andere nicht betreffen. Und da bei der Anbahnung von Kontakten nicht einem hemmen. Da kommts aber auch drauf an wie man selber mit sich im Reinen ist. Weg ist von solchem Verhalten. Und ob/wie man andern davon erzählt. Bei bestimmten Sachen ist es sicher gut dazu zu stehen - um von Anfang an zu sehen wie andere damit umgehen dann.



    Der Spruch den man dir entgegenbrachte ist auch krass. Genauso wie so "wird schon wieder" (letztens der Postillon nen satirischen Artikel gehabt, musste lachen, irgendwer postete ihn sogar irgendwo in einem andern Thread hier im Forum) und wenn man denkt Leute wären nur faul oder therapieunwillig. (Das kommt halt auch von den Problemen - dass man nich immer sich für Therapie genug öffnen kann.) Freut mich dass du da noch zurück gefunden hast und wieder zur Therapie bist. Wenn es da so krass war vor zwei Jahren. Da darf man sich nicht scheuen. Leider ein gesellschaftliches Problem dass sogar viele auch gern in Therapie würden - sich aber nicht trauen. Und das auch Promis trifft. (Die ja unter besonderem Druck stehn durch die Öffentlicheit. Eigentlich streng genommen kein "sogar Promis" sondern bei denen vermehrt zu erwarten auch wenn die viel Geld haben. Der dt. Torwart - Enke hieß er glaub - war ja eins der krassesten prominenten Beispiele aus Deutschland.)


    Schwarz-weiß-Denken ist sicher ein Problem. Auch gesellschaftlich. Manchmal geht es glaube ich nicht ohne, wenn man sich zu viel aufgeladen hat und "aussortieren" will? Ich versuche alles immer zu sehr im Detail zu analysieren und quasi dann zu viele "Graustufen" zu sehen, dass ich lieber einfach nur viel mal aussortieren würde - als "schwarz" einsortieren und mich dann nicht damit befassen, weil "is ja eh doof, egal" oder so ähnlich.


    Danke für deinen Post. Rationales Denken ist wichtig. Gefühle/Emotionen irgendwie auch. Beides unter einen Hut zu kriegen ... wohl eine große Kunst.

  • Ja, safe. Ich bin auch sehr froh, dass ich da aufgehoben bin.

    Und ganz ehrlich, die Frage ist berechtigt. Immerhin bekommen die ja ihre Provisionen. Aber wie viel das abwirft weiß ich da auch nicht.


    Ich präferiere auch weibliche Bezugspersonen, weil ich das alte Männerbild nicht verstehen kann. Ich habe auch männliche Freunde, die auf Gefühle und tiefgründigeres eingehen können, aber die besten Gespräche habe ich einfach mit Frauen. Liegt aber auch daran, dass mein Vater ein Nichtsnutz ist (Alki, Drogenabhängig und macht nichts). Vor ihm hatte ich nie Respekt und habe mich auf meine Mutter und Schwester fixiert und dadurch eine gewisse Sensibilität gelernt. Aber ich erwische mich oft noch, dass ich ab und zu meine "männliche" Seite rauslasse, da ich dadurch, in der Situation, eher ernst genommen werde. Da könnte ich zwar immer kotzen, aber ja. Ich verstehe deine Ansicht.

    Und eh, der Thread soll für Alle sein. Ich bin dir auch dankbar, dass du dich geöffnet hast und mit mir einen Austausch eingehst. Ich wollte mit diesem Thread einfach eine Sektion eröffnen für solchen Austausch. Ich denke nämlich, dass man dadurch ein besseres Verständnis für sich finden kann. Daher, hau alles raus, ich lese mir auch alles durch und versuche so gut es geht darauf einzugehen.

    Und noch was. Du bist so wie du bist bestimmt schon richtig so. Klingt ironisch aus meiner Feder, aber ja, du bist genauso richtig und wichtig wie es jeder sein sollte. Deswegen nehme ich auch alles was du schreibst ernst und nehme es mit Respekt auf. Wirklich, danke für deine Offenheit.


    Ich sehe deinen Punkt. Und ja, ich verstehe es auch.

    Ich glaube daran, dass egal wer Probleme hat und egal bei wem es "schwerwiegender" ist (Das entscheidet natürlich jeder für sich wie sehr ein Problem, ein Problem ist. Deswegen in Anführungszeichen) man sich gegenseitig hilft. Jedenfalls in einer Beziehung, in welcher es beide Parteien auch ernst meinen. Sowas sollte eigentlich ein Selbstläufer sein in meinen Augen.

    Und eine Person, die dich so liebt und annimmt wie du bist, wird nie genervt sein von deinen Problemen. Umgekehrt wäre es ja auch so. Jedenfalls in meiner Welt.


    Finde nicht, dass das irgendwie abgehoben rüberkommt. Kommt natürlich immer drauf an wie dein Gegenüber es auffasst und wie du es rüberbringst. Von meiner Sicht kommst du ganz Vernünftig rüber.

    Und auch da stimme ich dir zu. Solange ich es nicht auf mich lenke. Sobald ich versuche mir zu Verzeihen oder die Sachen abzuschließen, kommt mein Inneres raus und tritt mir voll in die Fresse. Ist wahrscheinlich auch eine Übungssache, aber bisher kam ich da nicht weit.

    Aber ja, ich bin auch noch nicht komplett mit mir im Reinen.


    Ja, das mit dem Graustufen-Denken habe ich auch oft. Ich versuche in Allem einen Sinn zu finden und sobald ich an eine Sackgasse stoße, merke ich wie meine Stimmung und mein, ich würde sogar Hass sagen, gegenüber Allem und erst recht mir gegenüber immer krasser wird.


    Danke für deinen Beitrag. Ich freue mich, dass ich hier auf Verständnis und ernste Gespräche gestoßen bin.


    Daher ist hier auch jeder willkommen. Falls sich jemand mal alleine mit seinen Gedanken fühlt und sich einfach austauschen will, bitte, haut raus.