Originaltitel: 超神伝説 うろつき童子
Story: Toshio Maeda
Produktionsjahr: 1987
Format: OVA
Episoden: 3
Laufzeit: ca. 48 Min. pro Episode
Produktion: West Cape Corporation
Inhalt:
Eine alte Legende berichtet, dass neben unserer Welt zwei Parallelwelten existieren: Die Welt "Makai", der Dämonen und die Welt "Jujinkai", der Mensch-Bestien. Alle 3000 Jahre, so die Legende, wird "Chojin" erscheinen, um die drei Welten im Land der Ewigkeit zu vereinen. Aber bevor die drei Welten miteinander vereint werden können, muss der Chojin sie komplett vernichten. An diesem Tag wird die Menschheit erkennen, dass sie nicht die Krone der Schöpfung ist... Um diese Legende zu ergründen, durchstreift die Mensch-Bestie "Amano Jyaku" seit nunmehr 300 Jahren die Welt der Menschen. Er vermutet die Reinkarnation des Chojin im schmächtigen Schüler "Tatsuo Nagumo", aber auch die Dämonen wittern den Geruch des Overfiends... Und die wollen ihn tot sehen! Ein Wettlauf um die restliche Zeit der Menschheit entbrennt...
Trailer:
Leider gibt es keinen halbwegs gescheiten Trailer, dafür aber einige Clips und AMVs, welche einen guten Eindruck hinterlassen.
Meinung:
Ich dachte, es wäre endlich mal an der Zeit, jenem Anime meinen Tribut zu zollen, der meinem Forums-Namen Pate stand. Die Rede ist von keinem geringeren, als "Chojin Densetsu Urotsukidoji" - oder weltweit bekannt unter dem Titel "Urotsukidoji" bzw. "Urotsukidoji - Legend of the Overfiend". Gleichermaßen episch wie kontrovers und tabubrechend, zählt die dreiteilige Original-OVA aus dem Jahr 1987 noch bis zum heutigen Tage zu den Aushängeschildern des "Tits & Tentacle"-Genre und lieferte für viele Fortsetzungen - als auch für zahlreiche nachahmende Hentai-Titel Zündstoff und Inspiration. Von manchen wird diese Saga sogar als "die Mutter aller Hentai" bezeichnet. Doch der Overfiend bietet weitaus mehr als Sex und Gewalt. Im Vordergrund steht die Story und deren Erzählung, die so umfang- und facettenreich einherkommt, dass es mir nur sehr schwer fällt, diese bis ins kleinste Detail zu beschreiben... Und letztlich möchte man ja auch nicht unnötig spoilern.
Wie schon oben in der Inhaltsangabe vermerkt, drehen sich alle Geschicke um die drei Welten, dem Schüler Nagumo, seiner Freundin Akemi und dem eigentlichen Hauptakteur Amano. Er ist der "Urotsukidoji", der "Wandernde Junge" (wörtliche Übersetzung), welcher mal als stiller Beobachter, mal als schlagkräftiger Akteur ins Geschehen eingreift, um die Legende des Chojin zu lüften. Hinzu kommen noch zahlreiche andere Charaktere wie Menschen, Dämonen und Mensch-Bestien, von denen selbst einige Nebencharaktere äußerst detailreich im Charakter und Wesen ausgearbeitet wurden und die apokalyptische Endzeitstory wunderbar ergänzen. So bietet Urotsukidoji nicht nur Sex (meist Vergewaltigungen) und explizite Gewaltdarstellungen, sondern auch viele dramaturgische Elemente, Liebe, Rache, Freundschaft und Leid, welche man - das ist kein Witz - durchaus nachvollziehen kann.
Ein gutes Beispiel hierfür wäre die Figur des "Yuichi Niki", einem schmächtigen, hässlichen Jungen, hoffnungslos in Akemi verliebt, der von seinen Mitschülern gemobbt und den eigenen Eltern tyrannisiert und geschlagen wird, bis ihm zwei Dämonen eine unvorstellbare Macht in Form eines "Dämonen-Penis" verleihen (welchen er nur durch seinen "auszutauschen" brauch... Wo war das scharfe Küchenmesser?), der ihn zu einem gefühlskalten Schläger mutieren lässt, der sich alles mit Gewalt zu nehmen scheint - auch Akemi. Doch dann, als es schon zu spät ist, wird ihm sein eigenes unmenschliches Verhalten bewusst... - Hier hat man das klassische Beispiel einer tragischen Figur, die ihre Seele dem Bösen vermacht, um ihr eigenes Leid zu kompensieren und endlich das erhält, was ihr verwehrt blieb... Die Liebe zu einem Mädchen...
Der Sex und die Rape-Szenen sind für das Tentacle-Genre typisch inszeniert, wenn auch - den damaligen Zensurumständen verschuldet - durch einen Filter geblurrt. Vieles wird nur schemenhaft angedeutet oder durch den Filter eben zensiert. Eine "unzensierte" Form hinsichtlich der gefilterten Szenen gibt es somit nicht. Interessanterweise waren der britischen Zensurbehörde BBFC einige Sex-Szenen trotz der vorhandenen Zensur zu hart, weshalb der Filmzusammenschnitt "Urotsukidoji - Legend of the Overfiend" in einigen Einstellungen gezoomt wurde. Manche Einstellungen wurden entfernt oder so perfekt geschnitten, dass es nur dem Kenner der Original-Fassung auffallen dürfte. Auch der Score wurde den geschnittenen Szenen der britischen Fassung angeglichen. Hinsichtlich dessen ist die alte deutsche Fassung von "OVA 18" vollends unzensiert und ungeschnitten!
Die Gewalt ist allgegenwärtig und wird schonungslos dargestellt. Abgerissene Gliedmaßen oder explodierende Körper (Sex mit dem Chojin kann so enden...) sind keine Seltenheit und von den Vergewaltigungen brauchen wir erst gar nicht zu reden. In Zusammenhang mit den zahlreichen Horror-Elementen und dem atmosphärischen Synthesizer-Score der späten 80er Jahre entwickelt sich sogar eine Art Gewalt-Ästhetik...
Die Animationen sind für das Jahr 1987 durchweg gelungen und bieten diesen typischen, schmutzigen Charme, den man Stellenweise mit Katsuhiro Otomo's "Akira" vergleichen kann. Die Action kommt natürlich auch nicht zu kurz, welche man in den zwei obigen AMVs verdeutlicht bekommt. Gerade der Kampf zwischen Amano und Suikakujyu ist für Liebhaber älterer Anime-Kost ein wahrer Leckerbissen!
Der Score, welcher aus der Feder von Masamichi Amano stammt, gibt mit seiner düsteren und bedrohlichen Aura dem Ganzen noch den letzten Schliff...
Ich glaube, ich könnte noch viel mehr schreiben, aber für einen ersten Einblick in dieses düstere Epos japanischer Animationskunst sollte es reichen. Zartbesaitete sollten jedoch einen großen Bogen um dieses Werk machen! Hier wird kontrovers-anspruchsvolle Unterhaltung für Erwachsene geboten...
Fortsezung folgt demnächst...
Euer Chojin.