Selbstbestimmungsgesetz

  • Was haltet ihr von dem Selbstbestimmungsgesetz, das dieses Jahr noch in Kraft treten soll?

    Kurze Erklärung, worum es geht: Es soll dann möglich sein, per Sprechakt sein Geschlecht zu ändern (auf dem Papier, es geht nicht um geschlechtsangleichende Maßnahmen wie Operationen oder Hormonbehandlungen).

    Hier findet man noch weitere interessante Infos, kurz und verständlich auf den Punkt gebracht:

    Habt ihr Bedenken? (ich habe keine, werde aber erst später ausführlicher dazu schreiben)

  • Es gibt da zwar ein paar Punkte in der Umsetzung über die man evtl. diskutieren könnte, aber generell halte ich dieses Gesetz für einen riesen Fortschritt bei dem die positiven Aspekte in jedem Fall überwiegen. Die aktuelle Praxis, wenn jemand im Ausweis sein Geschlecht ändern möchte, ist Menschenverachtend. Alles, was hier eine Verbesserung schafft, ist erst einmal zu begrüßen.

  • Ich meine... die Welt geht gerade den Bach runter und Politiker schlagen die Zeit mit sowas tot. Ich würde so auch gerne mein Geld verdienen wollen. Aber immerhin haben sie mal was umgesetzt, was sie im Koalitionsvertrag angekündigt haben.

    Im Grunde wurde hier ein Gesetz aufgeräumt, das mit vielen kontroversen Vorgaben aufgefallen ist. Statt jetzt diverse körperliche Merkmale vorweisen zu müssen und per Gericht oder Gutachten Kriterien erfüllen zu müssen, kann man jetzt ohne großes Wenn und Aber beim Standesamt Name und Geschlecht anpassen lassen. Klingt für die, die es betrifft ja erstmal nach einem Grund zu feiern.

    Was ich allerdings fragwürdig finde, ist das Mindestalter. Dass jetzt selbst pubertierende Teenies, die unter ein gewaltigen Überdosis Social Media-Konsum leiden, ihre Identität im Wochentakt verdrehen, jetzt ohne große Probleme zum Standesamt rennen können, finde ich schon etwas wild. Da würde ich schon gewisse Vorgaben erwarten wollen, wie z.B. nachzuweisen, dass man über einen gewissen Zeitraum hinweg auch als Geschlecht X gelebt hat und nicht einfach mal Bock drauf hat, weils gerade auf Tiktok trendet.

    Ein weiterer valider Kritikpunkt ist der Missbrauch des Gesetzes, um z.B. Geschlechterquoten in Berufen zu umgehen. Ein genanntes Beispiel ist z.B. dass sich ein Mann einfach als Frau einträgt, damit man keine 'echten' Frauen z.B. in Führungspositionen lassen muss. Das Gegenargument war zwar, dass man sich dann ja trotzdem im Bewerbungsprozess gegen Frauen durchsetzen muss, aber ich denke, jeder, der halbwegs realistisch auf die Sache schaut, weiß ganz genau, wie es Hase läuft.

    Unterm Strich also an sich ne nette Sache für die Betroffenen, hat aber leider zu viel Missbrauchspotenzial in meinen Augen.

    "Thou'rt Tarnished, it semeth. Mother, wouldst thou truly Lordship sanction, in one so bereft of light?

    Yet... my purpose standeth unchanged.

    Those stripped of the Grace of Gold shall all meet death. In the embrace of Messmer's flame."

  • Ich meine... die Welt geht gerade den Bach runter und Politiker schlagen die Zeit mit sowas tot.

    Nur weil es gerade ein paar größere Krisen auf der Welt gibt sollte man ja nicht aufhören, auch die anderen wichtigen Dinge in der Gesellschaft zu diskutieren und hier auch auf staatlicher Ebene bestehende Ungerechtigkeiten zu ändern. Im Gegenteil: Die Antwort auf eine erstarkende Demokratiefeindlichkeit in der Welt kann ja nur die sein, in seinem eigenen Land für mehr Gerechtigkeit und Menschlichkeit zu sorgen. Und das wird unter anderem mit diesem Gesetz derzeit in Deutschland gemacht. Es ist also sogar genau der richtige Zeitpunkt dafür.

    aber ich denke, jeder, der halbwegs realistisch auf die Sache schaut, weiß ganz genau, wie es Hase läuft.


    Unterm Strich also an sich ne nette Sache für die Betroffenen, hat aber leider zu viel Missbrauchspotenzial in meinen Augen.

    Nein, gibt es nicht. Trans-Männer und Trans-Frauen sind in der Gesellschaft mit so vielen Vorurteilen und Benachteiligungen konfrontiert, das keiner hingehen wird und sich nur wegen so einem Unsinn da was in seinen Ausweis eintragen lässt. Dieses Argument der Gegner wurde schon sehr häufig widerlegt. Auch durch die Erfahrungen mit Ländern, die solche Selbstbestimmungsgesetze bereits verabschiedet haben. Gerade dieses Frauenquote Argument ist einfach an den Haaren herbeigezogen.

  • Ich hab tatsächlich Bedenken... Nicht weil es das geben soll. Von mir aus kann sich jeder Jürgen Bertha nennen.
    Wegen anderen Dingen. Ich will nur nicht wieder eine Schnellschuss sehen der manches einfach schlimmer macht.

    Ich hab aber auch leider jedes Vertrauen in die Politik verloren.


    Life is like a pencil that will surely run out, but left the beautiful writing in the life.

  • Verwaltungstechnisch sehe ich da weniger das Problem. Natürlich wie alles hier geregelt.

    Strafrechtlich sehe ich das Problem. Gemessen an anderen Fällen. Wenn ich jetzt aber anfange zu reden eskaliert es hier wieder.


    Life is like a pencil that will surely run out, but left the beautiful writing in the life.

  • Zählen auch "sprachliche Bedenken"? Ich habe letztens mal wieder in "Temtem" reingeschaut und dieses "xier" stößt mir "optisch" immer wieder auf. Ist sicherlich Gewöhnungssache. Nicht falsch verstehen, ich habe kein Problem mit "diversen Menschen" allerdings bräuchte man definitiv dann auch feste Personalpronomen. Wobei es mir persönlich egal ist, ich kenne auch einige Leute die nicht mit der "menschlichen Spezies" assoziiert werden wollen. Deren Sache. Wenn ich in Kenntnis gesetzt werde dann spreche ich die Person entsprechend an, Gesetzeslage hin oder her...allerdings sah ich das schon immer sehr...sachlich. Geschlecht ist mir egal wenn ich kein Interesse an "mehr" habe. Wieso sich mit Dingen beschäftigen die für mich nicht von Interesse sind? Wäre für mich EXTREM unlogisch. Das "Missbrauchspotenzial" bei dem Gesetz sehe ich dennoch, sofern man damit Zugang zu "getrennten Bereichen" erhält. Gab dafür leider auch schon (vorher) Beispiele aber an solchen Ausreißern würde ich ungerne die Mehrzahl messen wollen, aber "wenige negative Personen" die die Wahrnehmung der Masse verfälscht ist leider immer wieder ein trauriger Umstand.

  • Tatsächlich fand ich es problematisch - weil dadurch gewisse Regelungen umgangen werden können. Wobei ich auf der andern Seite ... Sachen wie Wehrpflicht nur für Männer (ausgesetzt, aber im GG noch erhalten - nur für Männer) halt schon ein Problem find. Theoretisch clever nutzbar, sich da als nicht-männlich zu deklarieren. Aber löst ja nicht das Problem. (Die Ungleichbehandlung muss da ausm GG raus. Fertig.)

    Je länger ich drüber nachdenke ... ist es eigentlich "egal" - da ich alles wo irgendwie Geschlecht relevant ist lieber neutral fassen würde. (Bestimmte Paragraphen im StGB die es noch gibt. bei Quotenregelungen bei Geschlechtern bin ich eher gegen die Quotenregelung. Wenn sowas weg ist, dann ist es egal wer sich als was einordnet, geschlechtsmässig.)


    Aktuell ist das Gesetz - nachdems lange ruhig war (man hat sich wohl in den Koalitionsverhandlungen darauf geeinigt, es zu "evaulieren" = keine feste Aussage, womit beide Partner zufrieden sein konnten) - wieder im Gespräch. Weil eine rechtsextreme weibliche Person die assigned male at birth ist ... da Probleme macht:

    Union macht Stimmung gegen Selbstbestimmungsgesetz
    In CDU und CSU werden die Rufe lauter, trans Menschen das Recht auf Selbstbestimmung wieder zu entziehen. (Politik - Deutschland)
    www.queer.de

    (Der clevere Weg wäre eigentlich, dass man die Person in den Frauenknast schafft. Damit den Wind aus den Segeln nimmt bezüglich des weiteren rechtl. Vorgehens der Person. Auf der andern Seite dürfte das 0 Probleme geben - da die kriminellen Frauen die dort sind ... sicher "von anderm Schlag" sind als eine rechtsextreme Person die wegen irgendwelcher Taten verurteilt wurde die durch Äußerungen geschahen, nicht durch körperl. Gewalt. Es war ja die Rede davon, dass ne JVA in Frage käme in der auch eine von der "Hammer-Bande" einsitzt.)

    Paar Monate später würde vermutlich keiner mehr drüber berichten und die Luft wär raus.

  • Tatsächlich fand ich es problematisch - weil dadurch gewisse Regelungen umgangen werden können. Wobei ich auf der andern Seite ... Sachen wie Wehrpflicht nur für Männer (ausgesetzt, aber im GG noch erhalten - nur für Männer) halt schon ein Problem find. Theoretisch clever nutzbar, sich da als nicht-männlich zu deklarieren. Aber löst ja nicht das Problem. (Die Ungleichbehandlung muss da ausm GG raus. Fertig.)

    Hä? Es wird immer eine Möglichkeit geben, den Dienst zu verweigern. Warum sollte das also irgendwie ein Ding sein?

    Je länger ich drüber nachdenke ... ist es eigentlich "egal" - da ich alles wo irgendwie Geschlecht relevant ist lieber neutral fassen würde. (Bestimmte Paragraphen im StGB die es noch gibt. bei Quotenregelungen bei Geschlechtern bin ich eher gegen die Quotenregelung.

    Tja, nur leider ist die Welt eben nicht 'neutral' sondern von Männern dominiert. Eine Quote ist ja nur deshalb überhaupt notwendig.

  • Ich kann zu dem Thema nicht viel beitragen, da ich nicht tief genug in dem Thema drin bin. Ich kann aber etwas zum strafrechtlichen Bereich sagen.

    Es ist ziemlich leicht Menschen, auch nach einer Namens- und Personenstandsänderung strafrechtlich zu verfolgen. Meine Partnerin arbeitet als Kriminalpolizistin und hat ein spezielles Verzeichnis worauf sie, wenn die rechtliche Notwendigkeit besteht, zugreifen kann. Dort sind alle Namensänderungen uvm. aufgelistet. Soweit ich weiß, ist das auch das einzige Verzeichnis das es gibt, wo die "alten" Daten nachvollziebar sind. Das Verzeichnis gibt es definitiv und macht die Arbeit jetzt nicht schwerer. Wie genau dort da die Modalitäten sind weiß ich nicht genau, müsste ich nachfragen, da ich mich nicht auskenne und es nur erzählt bekommen habe.

    Ansonsten empfinde ich die Regelung der Selbstbestimmung sinnvoll. Wenn jemand "anders" angesprochen werden will, dann mach ich das, allein schon aus Respekt. Es gibt für mich zwar paar Bereiche wo ich es etwas skeptisch betrachte, gerade diese wo man gewisse psychologische Gutachten umgehen kann, aber im großen und ganzen finde ich es gut.