Na ja. Dass die AfD rechtsextrem ist - da sind ja anscheinend nicht alle der Meinung. (Die AfD-Führung selber zumindest wohl nicht - was sich doch genau daraus ergibt, dass die gegen Einstufungen klagen.) Die Sache ist, dass man für das "extrem" unterschiedliche Schwellenwerte anlegen kann.
Ich meine auch mal über einen Unterschied von "rechtsradikal" vs. "rechtsextrem" gelesen zu haben - radikal geht wohl "sehr stark" in die Richtung, während man mit "extrem" wohl wirklich einen Extrempunkt (also stärker als radikal) bezeichnen mag. Sollte eigentlich dann eindeutiger sein - beim Extrempunkt. Will man meinen. Aber man man könnte ja theoretisch immer noch krassere Sachen finden als das was die AfD fordert - und sagen dass es erst ab da "extrem" ist. (Also Beispielsweise: "So lang sie nicht die Wiederinbetriebnahme von KZs fordern, oder Einrichtungen ähnlich dazu" ist es nicht "extrem". Und wenn dann ein paar Spinner im Einzelfall - die gibt es ja - da nen Spruch in die Richtung lassen würde es vermutlich nicht reichen, die ganze Partei darunter zu fassen.)
Da fände ich es tatsächlich auch sinnig, sich generell aufs Parteiprogramm zu konzentrieren - ausschließlich. Weil das ja quasi das ist, wo eindeutig die ganze Partei da hinter steht. (Wems nicht passt, der kann austreten.) Steht jetzt vermutlich nix drin von irgendwelchen Vernichtungseinrichtungen - weil sonst wär das schneller bei Karlsruhe beim BVerfG (und die hätten dann vermutlich auch weniger Probleme ein Verbot durchzuwinken ohne lang überlegen zu müssen) sondern eben Sachen die nicht so schön sind. Aber wo es halt strittig ist.
Es gibt ja "normal" (ohne radikal/extrem) gesehen dieses links/rechts auch als Einstufung von - ich glaube Wirtschaftspolitischen Ansichten. Der "Political Compass" Text hat das als eine Achse.
( https://www.politicalcompass.org/analysis2 )
So gesehen sind Dinge die eher gegen den Sozialstaat sind (= mehr wirtschaft. Freiheit weil man dann den andern auch weniger wegnehmen könnte an Steuern, wenn weniger Sozialsystem finanziert werden muss) ja auch rechts. Aber ab wann ist die Hetze der CDU gegen Bürgergeldbezieher (Carsten Linnemann ist da immer sehr populistisch mit dabei) dann radikal oder extrem?
Ist es erst/nur extrem wenn es gegen Migranten geht, weil das immer "böser" und klassisch rechts (weil man sich dann an früher und an den Nationalsozialismus und die Juden erinnert) geht? Und ist es dann immer extrem - wegen in welcher Abstufung es gegen Migranten geht? (Zu sagen dass man nur ne begrenzte Aufnahmefähigkeit hat vom System her - weil Wohnraum knapp, etc. wäre ja erst mal etwas, es einleuchtet.)
Die Briten sind aus der EU raus und ... Großbritannien existiert noch. (Und die hatten nich mal den Euro vorher.) Das sind alles Sachen die ich eher schlecht finde - mag den Euro. Und die EU. Das sind auch "krasse" Forderungen. Aber ist das "extrem" im Sinne dieser negativen Konnotation, die viele damit reinlesen? Es wird ja immer irgendwie was was den Beigeschmack von "böse" (= "und ich bin gut/besser, weil ich gegen die AfD bin") mit da reingelesen oft.
So versachlicht sich über die Dinge Gedanken machen tun ja meist weniger - wird eher emotionalisiert. Wenn jetzt die (das geht dann eher ins philosophische, da gibts auch Trolley-Problem und so Kram) die Ressourcen der Erde so knapp wären, dass man überhaupt nicht mehr alle ernähren könnte , selbst wenn man bestmöglich verteilt (nur noch das Mindestmaß an Lebensmitteln für jeden, kein Luxus mehr) ... das wäre dann mal interessant. Aktuell ist es ja noch eher dass man auf Luxus verzichten könnte - dann mit freiwerdenden Ressourcen mehr Leute unterstützen. In Deutschland. Aber "der Mensch ist ein Gewohnheitstier" (sagten irgendwie Lehrer von mir schon) - Änderungen da ... finde ich sehr schwer. Ich finde es nachvollziehbar, wenn es Leute stört, dass Lebensmittel plötzlich teurer sind. Und dann dann lieber weniger Regulierung hätte - um billig Fleisch essen zu können. (Weniger Tierschutz. Weniger Klimaschutz.) Lieber weniger Migranten. Damit der Wohnraum (wo die Politik nicht gegensteuert) nicht noch teurer wird, weil dann die Migranten als Nachfrager auch da sind und die Preise treiben. Ja: Alle in großen Wohnungen (die sich diese sogar leisten können) könnten in kleinere und das dann in Wohnraum für mehr Menschen umgewandelt.
Aber will man das? Habe hier oft den Eindruck, dass auch gerade die, denen es besser geht (Politiker verdienen ja oft auch nicht schlecht) aber "abgekoppelt" sind von den Problemen von Normalbürgern die vielleicht nicht so viel haben. Dass da ein bissl das Verständnis fehlt - wenn einer mit an die 10k (oder mehr) Bezügen sich gut Wohnraum leisten kann und einer linkeren Partei angehört und irgendwer mit Mindestlohn in ner Stadt ne Wohnung sucht und sich über Migranten beschwert und der linke Politiker dann abfällig gegen diesen rechten Wähler (und dessen rechtsextreme Forderung beim Thema Migration) agiert ... wird das wenig bringen.
Edit: Gedankenspiel: Wenn dem Beispielbürger von oben genug Wohnraum günstig zur Verfügung stünde und er grad gar keine anderen Probleme hätte ... wär ihm das Thema Migration vielleicht komplett egal. Hautfarbe, was die als Job machen (wenn Beispielbürger selber grad einen hat) - interessiert ihn vielleicht gar nicht. Und wie/wo die beten oder was die essen. Aber wenn sein spezifisches Problem ihm keiner "behandelt" wird er anfällgi dafür sein, sich reinsteigertn. Und halt vielleicht auch eher bei andern Sachen (Hetze) sich fangen lassen. Derart das im Fokus haben, dass er auch die Hetze eher wahrnimmt, wenn die Bild bei Straftagen von Migranten mal was aufbauscht. (So als Beispielgedanke "ach und Leute abstechen tun sie auch noch - wo sie mir schon meinen Wohnraum wegnehmen".) Leute tendieren - meine ich - auch dazu, sich mit dem zu beassen, was sie eher betrifft. Daher funktioniert das ganze auch mit dem Populismus erst.