Sind Psychologen nutzlos & Zeitverschwendung?

  • Hallo Leute.

    Aus Neugier wollte ich mal fragen, was ihr so von Psychologen und Psychotherapie hält. Wenn ich nämlich irgendwo etwas über Probleme lese, lautet die Standardantwort immer "Geh zum Psychologen".

    Ich hatte eine Zeit, in der es mir nicht so gut ging und war bei mehreren Psychologen. Gebracht hat aber kein Einziger was. Gesprächstherapie wirkt mir sinnlos und die Methoden waren Dinge wie ein Stressprotokoll machen und mich selbst umarmen, was mir nichts gebracht hat. Einer wollte sogar die Therapie beenden, nachdem ich ihm eine E-Mail in der Depression geschrieben habe. Meiner Meinung nach muss man sich mit einem Menschen weitaus mehr als eine Stunde im Monat auseinandersetzen, um ihm zu helfen. Außerdem behandeln die noch zig weitere Patienten. Psychologen "helfen" einem nur für das Geld und das nur so wenig wie sie müssen. Zudem sagen viele, dass man einen Guten lange suchen muss.

    Was mir eher geholfen hat, war Sport zu machen, mit einer Gruppe auf Ausflüge gehen, mich mit Gleichgesinnten zu treffen, Erfahrungsaustausch mit Betroffenen und wieder rausgehen. Dadurch hat sich die Antriebslosigkeit gelöst und ich hab mich wieder rausgetraut.

    Aber das sind nur meine Erfahrungen. Wie seht ihr es? Findet ihr, Psychologen bringen was?

  • Ich glaube, das ist wirklich oft reine Glückssache. Ich selbst habe damals auch über längere Zeit therapeutische Hilfe in Anspruch genommen. Bei der ersten Therapeutin hat es wirklich geholfen, während der zweite, den ich dann aufgrund eines Umzugs aufsuchte, die Situation leider nur verschlimmert hat. Später war ich für 7 Wochen in einer Reha, und dort hatte ich eine Therapeutin, die so aufbauend war, dass ich bis heute, mit sehr seltenen Ausnahmen, ziemlich motiviert voranschreite.

    All die Tricks wie Atemübungen oder Ähnliches haben bei mir persönlich nie so richtig funktioniert. Wirklich geholfen haben mir vor allem die Umgebung und die Gespräche mit der ersten und der letzten Therapeutin.

    Am besten merkt man schon im Erstgespräch, ob die Chemie stimmt und das Umfeld passt. Bei dem Herren ist mir das leider auch nicht geglückt. Was vermutlich daran lag, dass mein vorheriges Erstgespräch so katastrophal war, dass ich dachte, ich müsse schnell die nächstbeste Option nehmen. Das war definitiv keine gute Idee. Es ist besser, lieber noch etwas länger auf den nächsten Termin zu warten, als die Situation weiter zu verschlechtern. :wacko:

  • Da kann ich aus über einem Jahrzehnt an Behandlungen sprechen.^^

    Grob gesagt, es gibt sowohl gute als auch schlechte Psychologen, egal in welchem Altersbereich.
    Es gibt junges therapeutisches Personal, was bei komplexen Themen schnell in die Knie geht, es gibt aber auch junge Leute, die mit neuen Ansätzen daher kommen und den Leuten helfen können, gleichermaßen ist das auch bei älteren der Fall, meiner Erfahrung nach setze ich allerdings auf eher jüngere Therapeuten/Therapeutinnen, da zumindest bei mir, viele ältere Leute sich in Ihren eigenen Storys verloren haben oder stark nach Schema F vorgehen und sobald du da einmal quer schießt, bist du bei diesen Leuten durch.

    Dann kommt es auch noch darauf an, was für eine Art von Therapie für dich was ist, also tiefenpsychologisch, Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse.

    Die ersten Therapeuten waren im nachhinein auch in meinen Augen Flaschen, mir wurde immer wieder eine mittelgradige depressive Phase diagnostiziert, wobei in den Therapien selbst andere Diagnosen ausgesprochen wurden. Letztendlich habe ich allerdings zuletzt von mehreren Therapeuten die gleiche Diagnose erhalten, schwere Angststörungen, schwere Persönlichkeitsstörungen und Depressionen. Wichtig hierbei ist, nicht dass mein geschriebenes den Anschein erweckt, es ist wichtig die richtigen Diagnosen zu bekommen, diese Diagnosen sollen einfach nur einen Überblick verschaffen, woran man arbeiten muss, man ist NICHT die Diagnose.

    Hierbei muss auch die Connection zwischen dir und dem therapeutischen Personal stimmen, wenn man merkt da harmoniert was nicht ganz, dann sollte man definitiv nochmal nach anderem Personal Ausschau halten. Sich langfristig darein zu zwingen, obwohl es nicht passt, kann mehr Schaden als es hilft. Auch hier ist es wichtig, wenn du die entsprechende Art der Behandlung für dich gefunden hast, dass du aktive Mitarbeit leistest, auch wenn das gerade am Anfang verdammt schwer ist, nur du kannst letztendlich was verändern, das Personal, insofern es passt, kann dich nur in die richtige Richtung lenken und dich unterstützen. Meine letzte Therapeutin war was meine Problematik angeht echt super, ich muss allerdings sagen, in der Akutklinik hat mir aber nochmal mehr meine Gruppe und die Gespräche mit Ihnen geholfen.

    Zum Thema Häufigkeit, ja da gebe ich dir definitiv Recht, einmal im Monat je nach Situation ist definitiv wenig, falls es was ernsteres ist, kann ich Akutkliniken (ist natürlich auch mit etwas Wartezeit verbunden) und Reha empfehlen (was meiner Erfahrung nach länger dauert als die Akutklinik). Je nach Problem ist das natürlich nach diesen Aufenthalten noch nicht durchgestanden, das heißt ambulante Weiterbehandlung, ob als Einzel oder Gruppe, dazu muss man sich auch entsprechend früh anmelden, wer sich damit etwas auseinandergesetzt hat weiß, wie überrannt Therapeuten sind. Dort kann dann auch die Häufigkeit abgesprochen werden, wobei meiner Erfahrung nach Gruppen immer alle zwei Wochen waren, bei Einzelgesprächen ist das noch mal flexibler.

    GANZ WICHTIG, wenn du schlechte Erfahrung gemacht hast und trotzdem eine Notwendigkeit siehst, weitergucken, leider gibt es therapeutisches Personal, was auch ich lieber von einer Klippe treten würde, einfach weil gewisse Leute in diesen Bereichen nichts zu suchen haben, aber es sind nicht alle so. Wenn es dir aber sehr schmerzt, ist es wichtig, dass du weiterguckst, aus eigener Erfahrung kann ich sagen, reinfressen mit dem Gedanken, "ich bekomm doch eh nur wieder so ne unfähige Person", kann auch gefährlich werden.

  • Es gibt bestimmt viele Menschen, denen eine Psychotherapie helfen kann. Anderen hilft sie wiederum gar nicht. Im Internet finden sich sogar Berichte von Menschen, die erzählen, dass ihnen eine Psychotherapie geschadet hat. Wie in jeder Berufsgruppe gibt es sicher auch Therapeuten, die (große) Fehler machen.

    Trotzdem möchte ich nicht alle über einen Kamm scheren und glaube persönlich, dass die allermeisten Leute, die sich diesen Beruf aussuchen, anderen Menschen wirklich helfen wollen. Es kommt, denke ich, natürlich auch darauf an, wie die Stimmung zwischen Patient und Therapeut ist. Da es sich ja um ein sehr vertrautes Verhältnis handelt, kann es mühsam sein den richtigen Therapeuten zu finden.

    Vielleicht wird irgendwann eine neue Art der Therapie begründet, die den Menschen schneller und effizienter helfen kann. Denn in diesem Bereich wird ja viel geforscht und Psychotherapie und Psychiatrie entwickeln sich stetig weiter. Z. B. lese ich seit ein paar Jahren immer öfter, dass immer mehr ExpertInnen physische und psychische Symptome zusammen betrachten und nicht mehr getrennt voneinander. Ein weiteres Beispiel: Vor 70 Jahren waren viele Mediziner von der Lobotomie überzeugt (natürlich gab es auch damals schon Kritiker), bis in die 1980er wurde sie wohl durchgeführt. Heute blicken wir (zurecht) mit Fassungslosigkeit auf diese menschenverachtende "Methode" zurück.