Alles anzeigenIch weiß nicht, ob das zu off-topic wird, aber es geht in Richtung Bildungspolitik.
Ich höre immer wieder, dass man den Deutschen eine Schuld reindrücke, dass sich heutige Generationen noch für den Weltkrieg verantwortlich fühlen. Zum Teil wird da natürlich der Geschichtsunterricht eine Rolle spielen.
Nun war bei mir in Sachsen der II. Weltkrieg maximal drei, vier Monate ein Thema. Dafür wurde die DDR mit etwa der doppelten Zeit beleuchtet. Ist das ein tendenziell westliches Problem, dass man sich für die Verbrechen der Nationalsozialisten schuldig fühlt?Wir hatten in unserer Realschule ab der 7. Klasse Geschichtsunterricht, bei mir auf englisch, da meine Klasse bilingualen Unterricht genossen hatte ( doppelt so viel Englisch-, dazu noch Erdkund-, Geschichts und Politkunterricht (ab der 9.) auf englisch) . War ansich ganz toll. In Geschichte haben wir in der 7. die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus und die Azteken durchgenommen. In der 8. folgte dann kurz der erste Weltkrieg, gefolgt von ganz viel Weimarer Republik. Letzteres war auch unser erstes Thema in Politik. Natürlich gab es zwischenzeitlich auch noch andere Themen wie Napoleon, die wurden aber soweit ich mich erinnere nur am Rande angeschnitten und wir haben sie nie länger als 3-4 Wochen durchgenommen.
Dann ging es aber los mit dem zweiten Weltkrieg, sowohl in Geschichte, als auch in Politik. Hoch und runter. Ursachen, der Krieg selbst und Nachwirkung. Ansich sehr interessant, aber das Thema war sehr übermächtig. Wir hatten sogar im Englischunterricht damit zu tun, als Vorbereitung für unseren Klassenausflug nach England.
Bei unserem Besuch in der Stadt Chelmsford sollten wir die Leute darauf ansprechen, was sie davon hielten, das deutsche Schüler England besuchen, was sie von uns deutschen halten - vor allem auch auf unsere Geschichte, usw. Mein kleines Vierer-Grüppchen, hatte dabei das Glück auf einen Rentner zu treffen, der selbst WW2 Veteran war. Er hat uns buchstäblich Stundenlang einiges über seinen Einsatz im Krieg erzählt. An alles erinnere ich mich nicht mehr, aber er meinte irgendwann "Ihr Krauts wart verdammt gute Gegner". Eigentlich sollten wir so 10 - 15 Leute ansprechen...wir haben einen geschafft, aber der war echt klasse.
Im jeweiligen Unterricht selbst war die Thematik wie schon gesagt, für meinen Geschmack zu übermächtig - gerade Geschichte besteht eigentlich aus mehr wichtigen Themen. Die Ägypter, die Römer, usw. Alles nur sehr oberflächlich und zwischendurch, dafür die deutsche Geschichte ab 1914 zu viel. Auch wenn es die eigene deutsche Geschichte ist, auch da gab es durchaus noch andere wichtige Themen, die DDR z.B. die wir gerade mal ein paar Stunden durchgewinkt haben.
Ich hatte aber niemals wirklich den Eindruck das uns die "Deutsche Schuld" eingetrichtert wurde. Von Gesprächen mit Verwandten, Freunden, Bekannten und Kollegen hörte ich aber, dass dieses Thema in anderen Schulen und Jahrgängen nach mir ebenso übermächtig behandelt wurde, aber eben auch mit etwas mehr "Würze", sprich man solle sich Stets erinnern, warum die Erinnerungskultur so wichtig sei, die Schuldfrage genrell, usw. Geneaueres dazu weiß ich dazu aber natürlich nicht.
Generell finde ich aber das die deutsche Geschichte in den Schulen ein wichtiges Thema sein sollte, aber nicht das alleinige. Und wenn dem wirklich so ist, dass man den Schülern die Schuld lehrt, dann sollte sich dies schnell wieder ändern. Wichtig ist aber auch, das man gerade in geschichtlichen Fächern in Deutschland mehr beigebracht bekommt, als nur die eigene Geschichte.
In Baden-Württemberg haben wir den Nationalsozialismus im Prinzip zweieinhalb Jahre durchgekaut. Erst ein Jahr die ewige Bringschuld gegenüber dem jüdischen Volk, d. h. den heutigen Zionisten, verklickern, dann im Ethik Unterricht kollektiv „Der Untergang“ geschaut, die Geschwister Scholl Biografie als Pflichtlektüre durchgegangen, die Tagebücher der Anne Frank lesen etc. Über wichtige geschichtliche Personen wie Friedrich Hielscher oder Theodor Herzl musste ich mich selber im Nachhinein informieren. Kann sein, dass das in NRW anders gehandhabt wird. Simitar