Titel: Death Note
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2017
Laufzeit: 100 min
Basierend auf: Death Note (Manga)
Trailer
Handlung:
Dem Highschool-Schüler Light Turner, ein Außenseiter, der sich sein Taschengeld damit verdient, die Hausaufgaben für andere Leute zu machen, fällt eines Tages ein mysteriöses Notizbuch vor die Füße. Im sogenannten "Death Note" stehen detaillierte Regeln zu seiner Benutzung: Jeder Mensch, dessen Name darin geschrieben wird, stirbt. Zusätzlich zum Namen, muss der Schreibende das Gesicht des Menschen kennen, den er/sie töten will. Kurze Zeit, nachdem er das Notizbuch gefunden hat, erscheint der monsterhafte Todesgott Ryuk vor Light und stachelt ihn dazu an, das Death Note zu benutzen. Zusammen mit der Cheerleaderin Mia Sutton erschafft Light die Persona von "Kira", indem er mit dem Death Note Kriminelle auf der ganzen Welt umbringt. Auch wenn viele Menschen Kira als Retter begrüßen, gibt es auch jene, die sich gegen ihn wehren wollen. Schon bald fängt der mysteriöse Meisterdetektiv L an, gegen Kira zu ermitteln...
Meinung:
Dass der Film nicht an den Manga oder den Anime rankommen würde, war mir schon vorher klar, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so miserabel schlecht wird. Ich hasse die Story und alle Charaktere. Bis auf die Prämisse hat dieser Film absolut nichts mit dem Original Death Note zu tun. Detailliertere Beschwerden im Spoiler:
Erstmal zu den Charakteren:
- Film-Light ist eine Weichling, der weder die Intelligenz, noch den Idealismus, noch das Charisma, noch die soziopathischen Tendenzen des Anime-Light hat. Er ist einfach nur irgendein Loser mit einer toten Mutter und einer verkorksten Beziehung zu seinem Vater. Film-Light ist vielleicht gut darin, Hausaufgaben zu machen, aber ansonsten ist er ein Vollidiot. Er unternimmt keinerlei Maßnahmen sich selbst und das Death Note zu schützen. Schlaue Tricks, wie die explodierende Schublade mit dem doppelten Boden, sucht man vergeblich. Im Film wird er zweimal deswegen konfrontiert, einmal von Mia, einmal von L, und beide Male gibt er quasi zu, dass er Kira ist. Noch schlimmer ist der fehlende Idealismus. Film-Light hat zwar eine positive Einstellung zu Selbstjustiz, aber Ryuk und Mia müssen ihn immer wieder anstoßen, damit er das Death Note benutzt. Weiter verwässert wird das Ideal der Gerechtigkeit dadurch, dass das Benutzen des Death Note am Anfang immer dazu führt, dass Film-Light belohnt wird, durch Anerkennung von seinem Vater, und durch romantische Aufmerksamkeit durch Mia. Ryuk selbst kommentiert mehrmals im Verlauf des Films, dass Film-Light keineswegs der perfekte Nutzer für das Death Note ist.
- Film-Ryuk hat nichts von dem Charme des Anime-Ryuk. Er ist einfach nur ein Monster und wird aktiv als Bösewicht des Films behandelt.
- Film-Mia ist die größte Verschwendung von Potential im ganzen Film. Im Gegensatz zu Misa ist Mia deutlich intelligenter und willensstärker. Die Rollen in ihrer Beziehung zu Light sind quasi vertauscht zum Manga. All das ist durchaus begrüßenswert, denn Misa war nicht gerade der interessanteste Charakter, sondern eher ein menschliches Hindernis für Light. Aber Mia wird dadurch uninteressant, dass man rein gar nichts über ihren Hintergrund oder Beweggründe erfährt. Von ihren Aktionen scheint sie mir näher an Anime-Light als an Misa Amane. Als Cheerleaderin verkörpert sie schon ein amerikanisches Ideal. Gleichzeitig setzt sie sich mutig gegen Mobbing ein und hat, wie man u.a. vom Mathebuch her schließen kann, mehr im Kopf, als der Cheerleader-Stereotyp vermuten lässt. Mia ist diejenige, die sich für die Sicherheit von Kira und Death Note vor der Polizei einsetzt. Sie ist die diejenige, die Light romantisch manipuliert, statt andersherum. Im Finale will sie sogar die Rolle von Kira von Light stehlen und erpresst ihn, ihr das Death Note zu geben. Da man aber so wenig über ihren Hintergrund erfährt, kann man aber kaum von Charakterentwicklung sprechen. Letzten Endes erscheint sie einfach nur als manipulative Psycho-Bitch.
- Film-L ist viel zu emotional und unvorsichtig. Am Anfang erscheint er noch als der gefühlskalte, rationale Charakter, der er auch im Anime ist, aber quasi die ganze zweite Hälfte verbringt er in einem Zustand kaum kontrollierter Wut und Trauer. Das geht so weit, dass er all seine Prinzipien verrät und Light mit einer Pistole jagt, um ihn zu erschießen, ohne dass er irgendwelche Beweise gegen ihn hat. Auch gibt er sich schon früh öffentlich und vor Light zu erkennen, ohne dass dies der Ermittlung nutzen würde.
Man hätte durchaus auch eine spannende, interessante Story mit diesen Charakteren erzählen können, aber die Stärken von Death Note werden komplett verschwendet:
- Intelligentes Katz-und-Maus-Spiel? Fehlanzeige. Alle Charaktere sind zu dumm dafür. Film-Light hat im Finale seinen intelligentesten Plan, aber an dem Punkt fühlt sich das schon out of character an.
- Ideologischer Konflikt um Gerechtigkeit und Selbstjustiz? Wird kaum angekratzt. In dem Moment, als L Light zum ersten Mal konfrontiert, hat Light schon so die Hosen voll, dass er quasi um einen Kronzeugen-Deal bettelt. Gerade im amerikanischen Setting, wo es ja auch die Todesstrafe gibt, wäre so viel Potential gewesen, das Thema Selbstjustiz zu beleuchten, aber das passiert einfach nicht.
- Gottkomplex und psychologischer Verfall? Fehlt einfach. Film-Light wird mehr von äußeren Faktoren an das Death Note gefesselt, als dadurch, dass er irgendein Ideal verfolgt.
- Charmante Charaktere und Humor? Ich glaube ich habe den ganzen Film kein einziges Mal gelacht. Es ist alles nur ernst und düster. Das finde ich langweilig.
Was gibt es stattdessen? Übermäßig brutale und blutige Todesszenen. Die waren ganz okay, kommen aber alle nicht an die legendären Extremschreib-Montagen im Anime ran. Ein amerikanisches Highschool-Setting, das kaum eine Rolle spielt. Randkommentare zur amerikanischen Polizei. Und mehr fällt mir gerade nicht ein. Dieser Film ist schlecht und ich hasse ihn.