• Ich denke früher war die Situation auch eine andere - zumal die Wehrpflicht ja quasi "von Anfang an" da war. Und die Unternehmen auch daran gewöhnt waren. Heute haben wir Fachkräftemangel. Außerdem Globalisierung. Und junge Leute wollen immer öfter studieren.

    Das ist dann nicht zwingend (auch dass viele studieren wollen nicht) immer gut - wenn im Handwerk Auszubildende fehlen. Aber auch wenn Pflichtjahre den Leuten den Lebenslauf "verlangsamen" und wir halt einfach nicht mehr so isoliert dastehen wie früher: Da können internationale Arbeitskräfte mit den hier ausgebildeten Leuten in Konkurrenz treten. (Aus Ländern in denen es ggf. keinen Pflichtdienst gibt.)

    Bei den Mehrheiten wird man sich nicht einig (GG-Änderung nötig!) - wenn linke Kräfte eine komplette Abschaffung wollen (noch existiert die Wehrpflicht ja, sie ist nur "ausgesetzt"), auf der andern Seite man sich nicht zwischen "alle" oder "nur Männer" einigen kann. Selbst die AfD die eher das klassische Rollenbild bevorzugt ist ja glaube ich (müsste nochmal nachgucken) nicht eindeutig "nur für Männer". (Ich meine zumindest dann alternativer Pflichtdienst für Frauen - wollen da manche.)

    Ob es so gut ist Leute in Bereiche zu drängen auf die sie keine Lust haben - auch fraglich? (Wenn es rein um einen Pflichtdienst ginge aber jeder frei wählen könnte ohne vorgeschaltete Gewissenspprüfung.) Es gab durchaus schon Straffälle in denen Pfleger alte Leute quälten/töteten. Gerade da sollte streng auf Passung geachtet werden. (Es sollten auch nicht Jobcenter alle Leute da mit Zwang reinvermitteln, weil "Arsch abwischen kann ja jeder, geht auf für die ohne Vorbildung" - wenn man da schon auch Fachkenntnisse haben sollte.)

    Dann halt noch die veraltete Denke "Männer müssen stark sein, kämpfen, Frauen kriegen Kinder" - dass Argument dass Frauen 1 Jahr fehlt wegen Schwangerschaft zieht halt nich, weil es keine Pflichtschwangerschaft für Frauen gibt. Immer mehr auch Karriere machen (was ja gut so ist). Außerdem festigt es imo diese "toxische Männlichkeit", weil halt dann dieser Gedanke auf höchster Ebene (im Grundgesetz) mitschwingt. Dass man Ukrainer in den Tod (an die Front) ausweisen will ist auch nich so geil. (Und Russen kriegen gar nicht so leicht erst Asyl, dabei wärs ganz clever Putin hier zu kondern und mehr Leute zum Desertieren zu bringen, wenn man jeden russischen Soldat der desertiert mit Extrabonus offen empfängt, glaub kaum dass so viele Bock haben zu sterben und in den Krieg zu gehen, dort wird auch zwangsrekrutiert!)

    ---

    Selber war ich 3 Monate bei der Bundeswehr (dachte es täte mir auch gut, aber war körperlich überfordert und habe nachträglich verweigert, was sich etwas hinzog) - danach Zivildienst. Ich hatte den Eindruck, dass man es versucht seriös zu handhaben. Es wird auf Kameradschaft geachtet. Kein Lächerlichmachen/Mobbing (zumindest da wo ich war, es kommt aber wohl schon in manchen Einheiten vor) - ich war eher "shy", aber hatte keine Probleme in der Gemeinschaftsdusche zu duschen. Weil die Atmoshäre da war. Man wusste die andern kriegen hart aufn Deckeln, wenn die abfällige Kommentare machen, etc.

    Die Leute auf der Stube waren auch cool. Von den Ausbildern hatte ich auch den Eindruck, dass viele gern in nen Einsatz gegangen wärn. Da wirklich warn, weil sie auf der Welt irgendwo Frieden sichern wollen. Nich wild rumballern. Auf der andern Seite natürlich viele Rechte die ne Affinität zu Waffen haben, uns da "unterwandern" (was ggf. aber halt auch sonst dran liegt, dass der Arbeitgeber für "normale" wenig attraktiv scheint). Das Problem auch bei der Polizei und ggf. in Justiz (grad wenn im Osten an die 40 Prozent AfD mögen). Dass Linke dann generell gegen die Bundeswehr hetzen ist da auch nich so geil - wer will dann sonst noch da hin? (Grad wenn man selber nich der rechte waffengeile Obermacker ist aber sich auch nich super links sieht und nich gern von linken als der schießwütige Waffennar bezeichnet werden will.)

    Man sollte da schon viel tun - ich denke gerade bei Anwerbung Freiwilliger müsste eigentlich noch viel gehen. Aus Sicht vom Filtern/Raussieben (Extremisten) aber auch der Gewinnung von Leuten die sowas wirklich wollen, im positiven Sinne. (Ggf. dann aber auch die Bundeswehr im Innern einsetzen öfter/mehr. Ich bin STRIKT gegen Vermischung mit poliziel. Ermittlungsarbeit - Festnahme, Hausdurchuchungen bei Zivilisten, etc. Aber bei Naturkatastrophen geht das ja schon. In Impfzentren zu Coronazeiten hockten auch Leute in Soldatenuniform bei Anmeldung, etc. und halfen aus. Gegen Drohnen könnten die technisch auch helfen - es sollte dann idealerweise so sein, dass man der Polizei unterstellt, da die Hoheit/Einsatzleitung liegt. Dann ginge sowas imo.)

    Denke gerade jetzt wo Krankenkasse auch Thema ist (und Pflege und Rente) - und steigende Beiträge da (wir haben Miniunterschiede bei Leuten mit vs. ohne Kinder in der Pflegeversicherung glaub bei Beiträgen) - da könnte man hier mit Boni kommen. Langfristig/dauerhaft. Nich da x-tausend mehr Gehalt. Wer x Jahre dabei war (ab y Jahre - höheren Stufen - dann anders) zahlt weniger, wenn er später im zivilen Beruf ist - an Beiträgen. (Die paar Prozent sind am Ende irgendwie immer Kleinbeträge und werden dann als "im Jahr 100-200 Euro" gepusht in den Medien - das ist wohl für viele ein Thema, das greift.)

    Der Ruf muss halt aber schon auch ins Positive. Da könnte es helfen, wenn zivil auch präsenter (es darf halt nich der Eindruck entstehen, man würde die für Überwachun/Unterdrückung einsetzen) + wenn man Extremisten da eher rausfiltert.


    Die eine trans Frau in recht hoher Stellung (Anastasia Biefang) die irgendwie mit Disziplinarmaßnahmen belegt wurde (wegen sexueller Offenheit in einem Dating-Profile, viele sahen da trans-Feindlichkeit und vermuteten, dass man es bei cis Männern nicht so gehandhabt hätte) soll aber auch in der Truppe gut angekommen sein. Ich meine es gab (weil das Kritikpunkt war, dass so eine Profilgestaltung die Autorität untergräbt) Stimmen von ihr untegeordneten (cis Männer) die sie als fachlich kompetent einordneten. (Und da dann wohl halt auch mal Männer die nicht problematisch reagierten - sondern ganz normal, "kameradschaftlich" und fachbezogen.)

    Wahrscheinlich wäre es auch gerade vor dem Hintergrund sinnvoll, wenn es eine Wehrpflicht auch für Frauen gebe - Quotenregelungen in andern Bereichen werden ja auch damit begründet, dass dann die Kultur dort ganz anders würde. In den Unternehmen. (Nich nur weil der der Einstellung individuell gesehen einzelne Bewerber Vor/Nachteile wegen dem Geschlecht haben.) Wenn mehr Frauen (und Queere und trans Menschen) dort wären würde vielleicht dieses eher als männertypisch angesehen problematische Verhalten was doch manchmal auftritt ... zurückgehen.

  • Beitrag von Ruza (10. Oktober 2025 um 14:56)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (10. Oktober 2025 um 15:06).
  • Wenn der Staat eine Wehrpflicht einführt dann für alle, Männer und Frauen.

    Da gibt es nicht Mal eine Diskussion, das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz schreibt das ja quasi vor.

    Ich finde jeder der die körperliche und psychische Vorraussetzung hat sollte sich zumindest den Grundwehrdienst leistend seinem Land verpflichtend fühlen.

    Das wird den wenigsten passen, aber uns geht es verdammt gut hier und ich für meinen Teil liebe Deutschland, im Gegenteil zu manchem Politiker der Vaterlands liebe stets zum kotzen fand, aber die Diäten Erhöhung gerne nimmt.

    Der Grundwehrdienst und auch darüber hinaus können charakterstärkend und bildend sein, ich hab meine Zeit da genossen und lege es jedem ans Herz für sein Land einzustehen.

  • Ich finde bevor man überhaupt über eine Rückkehr der Wehrpflicht spricht sollte man sich ehrlich machen, wie ungerecht das alte System in der Praxis war. Denn wer damals Geld, gute Beziehungen oder den richtigen Arzt hatte kam sehr leicht drumherum während der Rest, oft aus einfachen Verhältnissen, keine Wahl hatte. Von „alle gleich vor dem Staat“ konnte da keine Rede sein.

    Außerdem sollte man auch mal ansprechen, wer den Laden wirklich getragen hat. Es waren oft die Unteroffiziere, die den Betrieb am Laufen hielten. Weil oben teilweise Vorgesetzte saßen, die weder pädagogisch noch menschlich geeignet waren, Menschen generll zu führen. Diese Missstände haben viele Wehrdienstleistende geprägt, im negativen Sinn.

    Und wer heute über ein Pflichtjahr redet, sollte sich auch mit der Realität beschäftigen, die der Wehrreport regelmäßig aufzeigt. Rassismus, sexuelle Übergriffe, Machtmissbrauch, Mobbing, vieles davon ist bis heute ein Problem. Bevor man also wieder junge Menschen (m,w,d) in ein System zwingt, das solche Strukturen bislang nicht nachhaltig in den Griff bekommen hat, sollte man erst dieses System reformieren.

    Ich bin auch kein Freund vom Wehrdienst. Ich bin überzeugt, dass es genug Menschen gibt, die von sich selbst wissen, dass sie Soldat werden können und das auch wollen. Aber dieses auf lustig gemachte junge Leute anwerben auf der Gamescom entspricht halt nicht der Wahrheit. Als Wehrdienstleistender wirst du zum Soldaten ausgebildet und genau diese werden im Verteidigungsfall als Erste wieder eingezogen. Und dann kann man sich eben auch eine Kugel fangen. Das gehört zur Realität dazu. Um dieses Mindset zu ertragen, braucht es eine mentale Stabilität die heute längst nicht jeder mitbringt.

  • Ich finde bevor man überhaupt über eine Rückkehr der Wehrpflicht spricht sollte man sich ehrlich machen, wie ungerecht das alte System in der Praxis war. Denn wer damals Geld, gute Beziehungen oder den richtigen Arzt hatte kam sehr leicht drumherum während der Rest, oft aus einfachen Verhältnissen, keine Wahl hatte. Von „alle gleich vor dem Staat“ konnte da keine Rede sein.

    Das ist ja in den meisten Ländern so, siehe über den Teich in good ol America, da laufen die Anwärter der Marines auch nicht durch Beverly Hills, immer da wo die sozial schwachen sind, deren Perspektive bestenfalls schlecht ist.


    Recht geben ich dir aufjedenfall

  • Ich finde bevor man überhaupt über eine Rückkehr der Wehrpflicht spricht sollte man sich ehrlich machen, wie ungerecht das alte System in der Praxis war. Denn wer damals Geld, gute Beziehungen oder den richtigen Arzt hatte kam sehr leicht drumherum während der Rest, oft aus einfachen Verhältnissen, keine Wahl hatte. Von „alle gleich vor dem Staat“ konnte da keine Rede sein.

    Das ist ja in den meisten Ländern so, siehe über den Teich in good ol America, da laufen die Anwärter der Marines auch nicht durch Beverly Hills, immer da wo die sozial schwachen sind, deren Perspektive bestenfalls schlecht ist.


    Recht geben ich dir aufjedenfall

    Ja das stimmt. Ich hab da auch schon wilde Storys gehört. Die USA haben ja keine Wehrpflicht aber die Methoden mit denen sie Leute einziehen sind teilweise echt heftig. Da wird mit Versprechungen gearbeitet die am Ende oft nicht eingehalten werden usw. Und wenn man mal in Ramstein war sieht man das auch. Unglaublich was da teilweise für Gestalten rumliefen. Da sieht man schnell, dass viele nur bei der Air Force gelandet sind weil sie entweder kaum Perspektive hatten zu hause oder vom Recruiter abgefüllt wurden.