Also hier mal eine Infos für das studierende Volk. Es gibt junge Menschen, die nach ihrer Schule eine Ausbildung machen und die verdienen dort auch sehr wenig! Und das sogar über 3 Jahre und nicht nur 12 Monate! Und oh wunder, die scheuen sich nicht davor, trotzdem eine Ausbildung zu machen. Aber es ist natürlich einfacher, lieber noch als Student den Eltern oder dem Staat auf der Tasche zu liegen, als selbst etwas zu unternehmen. Denn dann müsste man sein bequemen Lifestyle ändern, das geht ja gar nicht!
Und warum sollte das gut sein? Warum ist es ein Argument, dass man in der Ausbildung scheiße verdient, 40 Stunden die Woche und das über 3 Jahre?
Man macht eine Ausbildung, weil es manche Berufe nur als Ausbildung gibt und außerdem verdient man in einem FSJ viel weniger als in der am schlechtesten bezahlten Ausbildung. Und in einem FSJ arbeitet man auch 40 Stunden pro Woche und das unter dem Mindestlohn. Man bekommt vielleicht die Fahrtkosten erstattet und vielleicht ein bisschen Taschengeld. Für einen Job, den niemand als leicht bezeichnen würde.
Außerdem arbeiten mehr als 60% der Studenten neben dem Studium. Warum gibt es in deinem Text immer diesen diskreten Studentenhass.
Herrschaften, ihr vergesst, dass es bi 2011 eine Wehpflicht gab. Über 60 Jahre haben junge Menschen Dienst geleistet, entweder in der Bundeswehr oder im Zivildienst. Und im Zivildienst gab es viele Tätigkeiten, nicht nur in der Pflege!
Und Gott sei Dank gibt es so etwas nicht mehr. Wenn es etwas gäbe, das ich mehr hasse als ein soziales Jahr, dann wäre es die Wehrpflicht.
Viele sind im Pflegedienst geblieben, gerade weile sie über den Zivildienst erst einmal gesehen haben, wie es ist dort zu arbeiten. Etwas was sie als Freiwilliger nie gesehen hätten, weil sie nie einen Fuß dort rein gesetzt hätten. Das Gleiche betraf die Bundeswehr. Die meisten Zeit- und Berufssoldaten kamen über den Wehdienst. Warum?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele in der Pflegebranche geblieben sind, weil sie keine Ahnung hatten, was sie nach der Schule machen sollten, in ein System gezwungen wurden und dann dort geblieben sind, weil sie es nicht besser wussten. Es ist einfacher, dort zu bleiben, wo man ist, und keine neuen Veränderungen in seinem Leben zu erleben. Nicht, weil es besonders toll ist. Unser Bundes- oder Pflegesystem ist in keiner Welt besonders toll oder gut bezahlt, sondern einfach, weil sie es nicht besser wussten. Ein Pflichtjahr ist ein harter Eingriff in die Lebensstruktur eines jungen Menschen.
Satt immer nur an das eigene Wohl und Bequemlichkeit zu denken, mal einen Augenblick darüber nachdenken, ob man bei einem Verzicht auf so ein Jahr, nicht auch auf eine sehr wichtige persönliche Erfahrung verzichtet?
Was für dich eine wichtige Erfahrung war, kann für jemand anderen ein Jahr der völligen Sinnlosigkeit bedeuten. Nicht jeder nimmt die gleichen Erfahrungen mit.
Wer die Möglichkeit hätte, etwas beizutragen die Nöte zu lindern und Menschen zu helfen, Menschen die nichts für die Politik können und auf Hilfe angewiesen sind, lässt auch diese Menschen im Stich. Schon mal daran gedacht, dass es vielleicht erstmal wichtiger wäre Hilfe zu leisten, anstatt sich auf das hohe Ross zu setzen und große reden zu schwingen? Denn davon alleine wird sich an der Situation nichts ändern, wenn man dagegen einen persönlichen Beitrag leistet, aber schon!
Ganz ehrlich, warum sollten wir das tun? Nun gab es schon 3 Jahre Corona, wo Jugendliche, Schüler und Studenten konsequent ignoriert wurden und nun wird ein soziales Jahr diskutiert, um die schrecklichen Zustände in der Betreuung zu kompensieren? Wieder sollen die Jugendlichen wieder daran glauben?
Solche Probleme wie heute gäbe es nicht, wenn die älteren Männer und Frauen auch an die von morgen gedacht hätten, aber gleich nach der Rede "das war früher so und ich finde das toll, also müssen das alle anderen auch tun" soll in das Leben der Jugend eingegriffen werden.
Ich habe schon gesagt, dass das FSJ einfach attraktiver gestaltet und der Sozialdienst verbessert werden soll. Es gibt Millionen von jungen Menschen, die nicht wissen, was sie tun sollen. Bei einem attraktiveren FSJ werden sich diesen viel eher überlegen und keinem Zwang unterworfen sein.
Übrigens wurde erst in diesem Jahr die Finanzierung des Bundesfreiwilligendienstes gekürzt. Sehr tolle Bedingungen. Man da frage ich mich, warum plötzlich über ein Pflichtjahr gesprochen wird.
Die Dienstpflicht bzw. die Diskussion ist nichts anderes als ein konservatives Hilfsmittel, um Probleme wie den Pflegenotstand zu ignorieren und nicht angehen zu müssen.
Hier wird eher eine Lösung für den Personalmangel in den betroffenen Berufsgruppen gesucht, um auf dem Rücken von jungen Menschen für Entlastung zu sorgen, anstatt die Berufe durch Gehalt attraktiver zu machen.
Wenn es um den sozialen Zusammenhalt ginge, wäre es sinnvoll, alle 7-10 Jahre eine Option für einen sozialen Dienst mit guten Arbeitsbedingungen zu haben. Nicht nur für junge Erwachsene.